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Antonío Guterres am Brics-Gipfel in Kasan: Dieser Auftritt ist ein Geschenk der UNO für Putin

Der UNO-Chefdiplomat spielt kleinlaut das Spiel der Diktatoren mit und diskreditiert dadurch die Vereinten Nationen.

Ob in Kasan die Häppchen besser schmecken als woanders? Süsser und fettiger als in der Schweiz? Denn dorthin, als auf dem Bürgenstock im Juni knapp 60 Staaten zusammenkamen, um über die Wege aus dem Krieg in der Ukraine zu beraten, hat sich UNO-Generalsekretär Antonío Guterres nicht begeben. Genauso wenig wie Russlands Präsident Wladimir Putin, der diesen Krieg überhaupt in Gang gesetzt hat und seit fast 980 Tagen sein Nachbarland zerstören lässt.

Nun haben sich Guterres und Putin in Kasan getroffen. Der höchste Repräsentant des Völkerrechts kostet Brot und Salz und tatarisches Süssgebäck beim Verächter des Völkerrechts. «Ja, schmeckt», nickt der UNO-Chefdiplomat zustimmend. Was für ein Geschenk für Putin! Zumal Guterres vertrauensselig in die Kameras blickt und seinen Sprecher ausrichten lässt: Es sei eben «Standardpraxis», zu Brics-Gipfeln zu reisen. Schliesslich kämen in Kasan wichtige Staaten zusammen.

Warmer Empfang für den UNO-Chefdiplomaten: Und noch ein süsses Häppchen gefällig?
Bild: Alexey Filippov/Photo Host Bri/EPA

Standardpraxis, das Völkerrecht ad absurdum zu führen und den völkerrechtswidrigen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, mit seinem Besuch am runden Tisch der Brics-Gruppe in Russland zu normalisieren? Damit hat Guterres die UNO diskreditiert; und er findet nichts dabei.

Er findet nichts dabei, wenn Staaten wie Iran, China und Russland auf offener Bühne vom «diktatorischen Westen» reden; wenn sie verlogen vom «demokratischen wie transparenten System» sprechen, das sie innerhalb der Brics-Gruppe aufgebaut hätten und das «Menschenrechte fördert». Er findet offenbar nichts dabei, dass die Ukraine in der Abschlusserklärung noch weit hinter dem Schutz von Grosskatzen auftaucht.

Er sitzt da und sagt dann bloss: «Wir brauchen Frieden.» Kein Staatenlenker, der am Tisch in Kasan Platz nimmt und fröhlich mit dem Fuss wippend den Klängen von «Kalinka» im Kasaner Kreml zuhört, verurteilt Putin für das, was er der Ukraine und auch seinem eigenen Land antut.

Auch Guterres tut das nicht, mag er noch so oft auf die UN-Charta samt territorialer Integrität aller Länder hinweisen. So spielt er das Propaganda-Spiel Putins mit und lässt sich von staatstreuen russischen Medien vorführen.

Antonío Guterres liefert autoritären Staaten, die sich in Tatarstan in der Putin-Show sonnen, die Bestätigung für all das, was diese Staaten ohnehin genüsslich von sich geben: Der Westen ist am Ende, die Zukunft gehört uns. In Kasan wird dem Westen demonstrativ die Tür gewiesen – und der einzige anwesende Vertreter des Westens lässt sich das gefallen.