Der Krieg in der Ukraine macht die Gräben um Corona vergessen
Gerade wollten wir etwas Luft holen, schauen, welche Risse zwei Jahre Pandemie in und um uns hinterlassen haben. Doch dann rollten die Panzer, fielen die ersten Bomben. Die Bilder der Gewalt und des Schreckens setzten sich in unseren Köpfen fest. Wieder Ausnahmezustand in der Welt. Wieder sterben Menschen, nicht im Spital, sondern auf der Strasse im Kampf um ihr Land. Sie haben keine Wahl, die einen müssen sich verteidigen, die anderen werden von einem Despoten in einen Krieg geschickt, den sie kaum verstehen. Traumatisiert werden sie alle.
Plötzlich verstehen wir, was Freiheit wirklich bedeutet und Diskussionen um Masken werden unwichtig
Und wir stehen hier und merken, wie lächerlich unsere Sorgen von gerade noch waren. Wir verstehen, was es heisst, um seine Freiheit zu kämpfen, die mehr meint, als keine Maske tragen zu müssen. Es geht um die Freiheit, in einem demokratischen Land leben zu dürfen. Und plötzlich stehen wir wieder zusammen, sind zusammen ohnmächtig, zusammen solidarisch, zusammen schockiert.
Putins Angriffskrieg hat bei uns das ausgelöst, was sonst vielleicht Jahre gedauert hätte: Wir sind uns endlich mal wieder in einer Sache einig. Jedes Kind weiss gerade, wo das Böse hockt, im Kreml. Die Gräben, welche zwei Jahr Pandemie in unserer Gesellschaft hinterlassen haben, sie sind im Angesicht des Schreckens überbrückbar geworden. Nichts eint mehr als ein gemeinsamer Feind.
Putin hat das unterschätzt. Hoffen wir, dass diese Solidarität und Gemeinschaftlichkeit nicht so schnell verpufft wie beim letzten Mal, vor genau zwei Jahren.