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Die Sperrung des Gotthard-Basistunnels hat auch etwas Gutes

Ab 2. September verkehren wieder alle Personenzüge durch den Gotthard-Basistunnel, der nach einem Unfall repariert werden musste. Infrastruktur ist nicht nur verwundbar, sie wirkt auch positiv.

Seit knapp acht Jahren fahren die Züge ins Tessin und nach Italien durch den Gotthard-Basistunnel. Die Reisezeit verkürzte sich um eine Stunde. Daran gewöhnte sich die Bahn-Kundschaft schnell. Das zeigte der Aufschrei, als eine der beiden Röhren im August 2023 bei der Entgleisung eines Güterzugs beschädigt wurde. Seither fahren fast alle Personenzüge über die langsamere Bergstrecke.

In wenigen Wochen soll sich das wieder ändern. Diese gute Nachricht überbrachten die SBB am Donnerstag. Die schlechte Nachricht ist: Ein ähnlicher Unfall könnte sich jederzeit wiederholen. Massnahmen, die die Sicherheit der Güterzüge verbessern, müssen auf europäischer Ebene getroffen werden. Das dauert Jahre. Immerhin schon in ein paar Monaten könnten die SBB neue Entgleisungsdetektoren installieren. Damit würde der Schaden bei einem Unfall minimiert.

Vergessen wird zwar, dass der Güterverkehr schon kurz nach dem Unfall wieder durch die unbeschädigte Röhre abgewickelt werden konnte – eine zentrale Idee des Bauwerks. Nur damit Ferienreisende schneller nach Mailand kommen, dafür hätte man es nicht gebaut. Doch seit seiner Eröffnung wechselten überraschend viele Menschen für die Reise in den Süden auf die Bahn – und in den Monaten der Sperrung wieder zurück zum Auto. Das zeigt: Infrastruktur ist nicht nur verwundbar, sie wirkt auch positiv. Diese Erkenntnis tut der Schweiz gut, die den Eindruck erweckt, als sei sie neuer Grossprojekte müde.