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Entschuldigung abgelehnt:  Die Feministin Sophie Passmann ist nach Shitstorm nicht mehr auf Twitter

Nach einem Interview in der Schweizer Zeitschrift «Annabelle» wurden gegen die deutsche Autorin und Feministin Sophie Passmann Rassismusvorwürfe laut. Die Empörung drängt ein wichtiges Thema auf die Nebenbühne.

Etwas ist schiefgelaufen: Dieser Satz zeigt auf Twitter eigentlich nur an, dass eine Seite (zumindest temporär) gelöscht wurde. In der «Causa Passmann» fasst er dabei das ganze Debakel auf ironische Weise zusammen.

Sophie Passmann ist eine deutsche Autorin, bekannt geworden durch ihr Buch «Alte weisse Männer. Ein Schlichtungsversuch», sie ist Schauspielerin und Influencerin. Für das Fernsehformat «Männerwelten», in dem sie sexualisierte Gewalt gegen Frauen thematisiert, wurde sie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Sophie Passmann ist Feministin – und hat nun andere Feministinnen gegen sich aufgebracht. So sehr, dass ihr Twitterprofil in Folge eines Shitstorms nun nicht mehr erreichbar ist.

In einem Interview mit der Schweizer Zeitschrift «Annabelle» sprach Passmann über Körperbilder, die Kardashians und eben: über Identitätspolitik.

Dabei sagte sie den Satz, der sie auf der Twitter-Bühne zu Fall brachte: «Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird: Wer spricht am lautesten, am funkiesten in ein Interview­mikrofon hinein?»

Wenn Betroffene über rassis­tische Erfahrungen berichten, ist das mit Sicherheit nicht «funky». Als jemand, deren Beruf die Sprache ist, hat sich die Autorin mindestens maximal ungelenk ausgedrückt. Schliesslich habe sie es «nicht so gemeint», entschuldigte sich Passmann. Nie habe sie die Daseinsberechtigung Schwarzer Medienschaffender, die sich gegen Rassismus äussern, schmälern wollen.

Die Entschuldigung kam nicht an: «No Handshake», kein Handschlag, schreibt die Schwarze Autorin Jasmina Kuhnke. Das Internet vergisst nicht – und seine Nutzerinnen verzeihen nicht. Vielleicht müssen sie es auch nicht. Anrecht auf einen sachlichen Ton habe sie nach ihrem Fehler nicht, schreibt Passmann. Wut hat Berechtigung und wütende Frauen im Internet sind nicht hysterischer als wütende Männer in Fernsehdebatten.

Hier aber verpufft die Wut an einer Person, anstatt etwas an der Sache zu bewirken. Wer hat wen verraten? Passmann den Feminismus? Die Schwarzen Aktivistinnen die gemeinsame Sache? Die Debatte dreht sich im Kreis, einer zeigt mit dem Finger auf den nächsten, bis bald die Empörung an sich das eigentliche Thema – Repräsentation und Rassismus – auf eine Nebenbühne drängt.

Sophie Passmann hat sich übrigens schon länger auf Twitter zurückgezogen, auch das erzählt sie im Interview: «Die Irrelevanz des deutschsprachigen Twitters hat mich einfach zunehmend aufgeregt.» Wenn sie ihr Profil nun löscht, ist das nur konsequent.