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Feministischer Streik: Wenn ihr nicht mehr mögt, hört auf Barbies Freundin Gloria!

Der 14. Juni ist der feministische Streiktag. Einiges hat sich zum Positiven verändert, anderes ist beim Alten geblieben oder erfährt sogar einen Backlash. Mit der Emanzipation kamen neue Ansprüche hinzu. Fazit: Es bleibt anstrengend.

«Es ist im wahrsten Sinne unmöglich, eine Frau zu sein», sagt Gloria im Film zu Barbie. Ken hat das Patriarchat ins Barbieland gebracht, sie aus ihrem Haus und mitten in eine Identitätskrise geworfen. Sie hat recht. Die Ansprüche an weiblich gelesene Menschen im Patriarchat sind immens – und sie treiben manche in die fatale Verzweiflung.

Mit der Emanzipation sind Ansprüche hinzugekommen, die alten aber gelten weiterhin. Wenn eine Frau nach mehr Lohn fragt, gilt sie schnell als anmassend, hat sie eine klare Führungslinie als kalt und berechnend. Zieht sie Grenzen, gilt sie als egoistisch oder asozial. Tritt sie selbstbewusst auf, ist sie arrogant oder zickig. Eine Frau darf Mutter sein, aber weder körperliche noch psychische Anzeichen davon zeigen. Will sie keine Kinder, ist das der Grund, dass sie halt keinen (Mann) findet. Wenn sie gar keinen will (sondern Frauen oder Freundinnen): Ohje.

Mit Transparenten und via Megafonen wird auf MIssstände hingewiesen.
Bild: Alex Spichale

Sie muss bei der Arbeit ausserordentliches leisten, darf aber gleichzeitig nicht die Bedürfnisse und Pflege ihrer Nächsten (und Weiteren und Haustieren und ja, auch ihres Haushalts) vernachlässigen. Gleichzeitig muss sie Sport treiben, einen perfekten Körper haben und behalten, Hobbies pflegen und vor allem: Zuhören und empathisch sein – auch mal gegenüber dem Vorgesetzten. Das Scheitern ist vorprogrammiert. Da helfen manchmal auch die besten Freunde, die beste Therapeutin, das beste Team nichts. Scheitern ist nicht erlaubt.

Es ist unglaublich, wie viele es trotzdem schaffen, jedes Jahr auf die Strasse zu gehen und auf die vielen Missstände aufmerksam zu machen, unter denen nicht nur sie leiden, wofür aber sie angefeindet werden. Im Andenken an alle, die dem Druck nicht mehr Stand halten mochten und für alle, die sich noch wehren mögen, möchte ich mit Glorias Worten sagen: «Du bist so schön und klug. Es bringt mich um, dass du denkst, du seist nicht gut genug.»