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Futter für Putins Propaganda: Die Vorstösse auf Belgorod sind ein Fehler

Angebliche russische Oppositionskräfte stiften jenseits der ukrainischen Grenze Verwirrung.

Selbst gestandene Analysten des Ukraine-Kriegs überschlugen sich diese Woche vor Genugtuung über das Vordringen der «Legion Freiheit Russlands» und des «Russischen Freiwilligenkorps» in die Gegend von Belgorod. So lobte der deutsche Sicherheitsexperte Nico Lange, die Kommandoaktion dieser zuvor unbekannten Freischärler-Einheiten habe alle drei Ziele erreicht: Verwirrung hinter den russischen Linien zu stiften, Putin zu blamieren und russische Armee-Einheiten von der Front zum Grenzschutz abzuziehen.

Es werde im Vorfeld der lange erwarteten ukrainischen Gegenoffensive weitere solcher Täuschungs- und Ablenkungsmanöver geben, sagt Lange voraus.

Noch sind das genaue Ausmass und die Hintergründe dieses medial stark beachteten Unternehmens unbekannt. Es dürfte als eine der kuriosesten Episoden im bisherigen Kriegsverlauf in Erinnerung bleiben.

Dass jedoch russische Oppositionelle über einen längeren Zeitraum grössere Gebiete des russischen Staatsgebietes militärisch «befreien» und dadurch sogar den innenpolitischen Sturz von Kremlherrscher Putin einleiten, ist schlicht unvorstellbar. Jegliche derartigen Szenarien entspringen purem westlichen Wunschdenken.

Eher anzunehmen ist ein gegenteiliger Effekt. Putins «Blamage» und die anfängliche Verunsicherung der russischen Bevölkerung können – befeuert von der Kreml-Dauerpropaganda – rasch in die Überzeugung umschlagen, fremde Mächte hätten es tatsächlich auf eine Invasion Russlands abgesehen. Die Geschichte lehrt uns, wie nichts so sehr die russische Bevölkerung und Führung eint wie die Verteidigung des eigenen Heimatbodens.

Wenig hilfreich sind hier auch die stichhaltigen Hinweise darauf, dass diese Partisanengruppen durchsetzt sind von zwielichtigen Elementen aus der Neonazi- und Hooliganszene.

Die Ukraine hat bisher ausgesprochen richtig gehandelt, die russische Aggression einzig auf eigenem Territorium abzuwehren. Es ist dies der stärkste Beweis für die verbrecherische Unrechtmässigkeit des russischen Angriffskriegs.

Die Vorstösse der angeblichen russischen Partisanen unterhöhlen dieses moralische Prinzip. Kiew sollte darum weitere solche Aktionen unterbinden – so militärisch verlockend sie auch sind.