Sie sind hier: Home > Kommentar > Morddrohungen nach Pranger-Post gegen Grossrätin: Andreas Glarner kann sich nicht herausreden

Morddrohungen nach Pranger-Post gegen Grossrätin: Andreas Glarner kann sich nicht herausreden

Rita Brem-Ingold (Mitte) steht unter Polizeischutz und erhielt Morddrohungen, nachdem SVP-Aargau-Präsident Andreas Glarner sie auf Social Media an den Pranger gestellt hatte. Damit ist eine Grenze überschritten und es stellt sich die Frage der Verantwortung - der Kommentar.

Inhaltlich hat Andreas Glarner recht: Mitte-Grossrätin Rita Brem-Ingold hat bei der Einbürgerung eines jungen Ladendiebes und bei der Erhöhung des Eigenmietwerts nicht mit der bürgerlichen Mehrheit abgestimmt. Auf abweichende Positionen hinzuweisen, ist im Wahlkampf legitim. Allein diese sachliche Kritik nahm Brem-Ingold auch noch gelassen.

Doch der SVP-Präsident schaltete nicht nur ein Inserat im Dorfblatt von Oberwil-Lieli. Er stellte die Grossrätin mit dem gleichen Sujet auf Facebook, X und Instagram an den Pranger. «Frau Rita Brem-Ingold will, dass straffällige Ausländer eingebürgert werden», mit Bild der Politikerin. Glarner hat auf den drei Plattformen zusammen knapp 20’000 Follower.

Die Mitte-Grossrätin ist nicht auf Social Media aktiv, den Shitstorm der Glarner-Fans bekam sie anfangs wohl gar nicht mit. Doch Hass und Anfeindungen verlagerten sich vom virtuellen Raum in die Realität. Brem-Ingold erhielt Morddrohungen und Polizeischutz. Damit ist eine Grenze überschritten, und es stellt sich die Frage nach der Verantwortung.

Hier kann sich der SVP-Hardliner nicht herausreden: Er weiss genau, wie seine Anhänger reagieren, wenn er Posts mit persönlichen Angriffen publiziert. Mit Morddrohungen gegen Brem-Ingold rechnete Glarner nicht, doch er nahm in Kauf, dass die Reaktionen ausarten. Und ist er einmal aufgehetzt, lässt sich der anonyme Mob nicht mehr kontrollieren.