Silvio Berlusconi steht für den Niedergang Italiens
Eine halbe Stunde berichtete die Nachrichtensendung des Staatskanals RAI am Montagabend über das Ableben Silvio Berlusconis. In den Beiträgen wurde kein einziges Gesetz erwähnt, keine einzige Reform, die Berlusconi in seinen neun Jahren als Ministerpräsident Italiens zu verantworten hatte.
Der Grund ist einfach: Es gibt keine. Berlusconi pries sich den Italienerinnen und Italienern als liberaler Reformer an – und war dann vor allem darum besorgt, sich und seine Firmen dem Zugriff der Justizbehörden zu entziehen. Berlusconi unternahm nichts gegen die hohen Arbeitskosten, die ineffiziente Bürokratie, das unzureichende Bildungssystem.
Die Folgen waren gravierend: In den Jahren von 2000 bis 2010 verzeichneten weltweit nur zwei Länder ein tieferes Wirtschaftswachstum als Italien: Haiti und Zimbabwe. Pro Kopf wuchs das Bruttoinlandprodukt in Italien nicht, es sank. Hunderttausende junger Menschen verliessen das Land, weil sie in ihrer Heimat keine berufliche Perspektive sahen. Deutschland, Grossbritannien und auch die Schweiz registrierten eine neue italienische Zuwanderung.
Der Exodus hält bis heute an. Und die Regierung von Giorgia Meloni bekundet grosse Mühe, die zugesprochenen 191 Milliarden Euro aus dem Corona-Wiederaufbaufonds der EU einzukassieren. Die Behörden des italienischen Staates und der Regionen sind nicht in der Lage, Investitionsprojekte vorzulegen, die den Kriterien Brüssels genügen. Es ist beschämend für Italien. Das Land bezahlt einen hohen Preis für die verlorenen Jahre unter der Führung Silvio Berlusconis. Dieser stellte die Stagnation Italiens stets in Abrede. «Die Restaurants sind voll», pflegte er zu sagen.