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Starkregen: Dämme bauen alleine ist nicht weitsichtig genug
Wir sind lernfähig. Immer, wenn etwas missraten ist, versuchen wir es zu verbessern. Und so wird im speziell im Wallis und im Tessin nach dem verheerenden Unwetter wohl mehr Geld lockergemacht, um künftigen Starkregen besser kanalisieren zu können. Auch die Korrektur der Rhone im Wallis, wird nach dem verheerenden Unwetter, wohl wieder an Schub gewinnen. Schliesslich geht es darum, mit dem eingesetzten Geld noch grösseren, noch teureren Schaden zu verhindern.
Das ist vorausschauend. Unverständlich ist, warum Unwetter wie diese nur zu Forderungen führen, dass man sich gegen die Klimaerwärmung wappnen muss – nicht aber, dass man die Ursache ebenfalls stärker bekämpfen soll. Im Gegenteil hat der Ständerat eben als Antwort auf das Klimaseniorinnen-Urteil geantwortet, man erachte die menschenrechtlichen Anforderungen des Urteils bereits als erfüllt.
Wer daran zweifelt, dass die Schweiz, mit den getroffenen Massnahmen bis 2050 klimaneutral sein wird, dem wird gesagt, das Land sei ohnehin nur für 0,1 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich – beziehungsweise, was wir hier täten, verhindere den nächsten Starkregen sowieso nicht.
Das ist nicht nur unsolidarisch argumentiert, es ist auch engstirnig. Oft überschätzt die Schweiz ihre Rolle im Weltgeschehen, hier unterschätzt sie sie. Klimaforscher Reto Knutti findet, der Schweiz komme mit ihrer Bildung, Technologie und ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten eine Vorreiterrolle zu. Gemäss dem Direktor des Paul Scherrer Institut, Christian Rüegg, wären 200 bis 300 Milliarden Franken nötig, um in der Schweiz die Energiewende weg von fossilen Rohstoffen zu schaffen: 1000 Franken pro Jahr und Kopf bis 2050.
Das ist weniger als die Krankenkassenprämie, die uns kurzfristig gesund hält. Und es ist nicht utopischer als die Finanzierung der Mondlandung einst war. Und es wäre ebenso inspirierend für den Rest der Welt.