Wir brauchen mehr Granit Xhaka
Zugegeben, die Beziehung zwischen Granit Xhaka und der Schweiz war bisweilen kompliziert. Wenn er vor Turnieren jeweils ankündigte, den Koffer bis zum Final zu packen, wurde ihm das als Hochmut ausgelegt. Wenn er die Hymne nicht sang, wurde ihm mangelnde Identifikation vorgeworfen. Wenn er beim Jubeln den Doppeladler formte, wurde ihm das als Dummheit vorgehalten. Wenn er sich in den Schritt griff, hielten wir ihn für obszön. Und wenn er Trainer, Mitspieler oder den Rasen kritisierte, deuteten wir das als Ablenkungsmanöver vor der eigenen Darbietung.
Gewiss ist Xhaka nicht ganz unschuldig, dass er lange Zeit nicht jene Bewunderung erhielt, die er verdiente. Wobei auch wir unseren Anteil an den atmosphärischen Störungen geleistet haben. Aber heute sollten wir Xhaka als das sehen, was er ist: eine Quelle der Inspiration.
Ein junger Mann, der sich an den höchsten Zielen orientiert. Aber nicht daran zerbricht, wenn er sie nicht erreicht, sondern beharrlich weiter schuftet. Ein junger Mann, der sich nicht alles bieten lässt. Ein junger Mann, der Emotionen zulässt. Ein junger Mann, der Verantwortung für sich und seine Mitstreiter übernimmt. Ein junger Mann, der Konflikte nicht scheut und seine Meinung kundtut.
Nie war ein Spieler stilprägender im Nationalteam, als es Xhaka heute ist. Und vielleicht schwappt davon auch noch einiges auf unsere Gesellschaft. Es könnte uns gut tun.