Ein Tessiner ist neues Sprachrohr des Bundesrats
An den Kommunikationsplänen des Bundesrats muss er offensichtlich noch arbeiten: Der neue Bundesratssprecher Andrea Arcidiacono hätte um 15.15 Uhr seinen ersten Auftritt haben sollen, da erklärte Finanzministerin Karin Keller-Sutter noch die Sparmassnahmen der Regierung. Der Plan war im Verzug, der grosse Moment verzögerte sich.
Doch den Enthusiasmus und die Freude trübte dies nicht. Andrea Arcidiacono dankte dem Bundesrat «von Herzen» für seine Wahl. Es sei eine grosse Ehre und Verantwortung. Das wiederholte er in Rätoromanisch, Französisch und Deutsch. Er wollte demonstrieren, dass er sich für das Amt qualifiziert.
Allerdings verlief die Wahl nicht ohne Nebengeräusche. Kurz nach dem überraschenden Tod von André Simonazzi musste der neue Bundeskanzler Viktor Rossi einen neuen Kommunikationschef suchen, der Wunsch nach einer Kandidatur aus der Romandie machte schnell die Runde. Doch es hagelte Absagen. Es blieb Andrea Arcidiacono.
«Meine Partei ist der Bundesrat.»
Der 58-jährige Tessiner ist in Bern kein Unbekannter. Er startete als Journalist und berichtete für den «Corriere del Ticino» aus dem Bundeshaus, arbeitete später in der Kommunikation von Ruth Dreifuss und Pascal Couchepin. Auf Anfrage erklärt er, er gehöre keiner Partei an. Er fühle sich den Werten Solidarität, Eigenverantwortung und Chancengleichheit verpflichtet: «Meine Partei ist der Bundesrat.»
Später begleitete er grosse Projekte der Verwaltung kommunikativ: die Expo Milano 2015 und Gotthard 2016. Sodann spezialisierte sich Arcidiacono auf Gesundheitsthemen, kommunizierte für das Bundesamt für Gesundheit und später auch für den Krankenkassenverband Curafutura.
Bei seinem ersten Auftritt am Freitagnachmittag erklärte er auf Anfrage, er habe alle seine Mandate abgeschlossen oder weitergegeben, die Stammanteile seiner Firma Arcidiacono Consulting Partners GmbH bis Ende September verkauft und entsprechend die Position des Geschäftsführers abgegeben.
Anfang Oktober wird er seine Arbeit aufnehmen und erstmals an einer Bundesratssitzung teilnehmen, an der ausser dem Bundesrat und dem Bundeskanzler nur die Vizekanzler teilnehmen dürfen. Arcidiacono informiert die Öffentlichkeit über die Entscheide und Pläne des Bundesrats und koordiniert die Kommunikation der sieben Departemente. Dafür stehen ihm 70 Mitarbeitende zur Verfügung.(wan)