Die Preise steigen weiter: Inflation liegt mittlerweile bei 3,5 Prozent
Die gute Nachricht zuerst: Die Löhne in der Schweiz sind um gut 2 Prozent gestiegen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat am Donnerstag seine neuste Schätzung des Nominallohns veröffentlicht. Im zweiten Quartal 2022 lag er demnach um ebendiesen Prozentsatz höher als noch im Vorjahresquartal.
Grund, um deswegen die Champagnerkorken knallen zu lassen, gibt es wegen dem Lohnanstieg allerdings nicht: Ebenfalls am Donnerstag hat das BFS nämlich die neuesten Zahlen zu den Konsumentenpreisen veröffentlicht. Gegenüber dem August 2021 liegt die Teuerung nun bei 3,5 Prozent. Somit dürfte vielerorts trotz höherer Löhne die Kaufkraft insgesamt nicht wirklich höher sein. Treiber für die Inflation sind laut BFS einmal mehr unter anderem höhere Kosten für stationäre Spitalleistungen, gestiegene Preise für soziale Einrichtungen und auch die Wohnungsmieten wurden teurer.
Besonders im Portemonnaie spüren es derweil alle, die gar keinen Lohnanstieg haben. Das zeigt ein Blick auf eine dritte, am Donnerstag vom BFS publizierte Statistik: Die Detailhandelsumsätze lagen im August gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent höher. Grund dafür sind aber nicht ausgabefreudigere Schweizerinnen und Schweizer, sondern «knapp die Hälfte davon ist auf Preisanstiege zurückzuführen», wie die Statistiker des Bundes schreiben.
Die Schweiz steht immer noch gut da
Kurzum: Die Zeichen stehen auch weiterhin auf Inflation. Zusammengebrochene Lieferketten, Engpässe bei den Materialien und der Ukraine-Krieg drücken auf die wirtschaftliche Entwicklung. Die drohenden Gas- und Strommangellagen im Winter sorgen zudem für unsichere Prognosen. Erst am Mittwoch hatte Monika Rühl von Economiesuisse vor den Medien gewarnt: Der volkswirtschaftliche Schaden einer mehrwöchigen Energiemangellage belaufe sich auf über 100 Milliarden Franken, warnte die Direktorin des Wirtschaftsdachverbandes.
Gleichzeitig steht die Schweiz verhältnismässig immer noch gut da. Mit 3,5 Prozent Inflation ist diese hierzulande deutlich tiefer als etwa in Frankreich mit 6,1 Prozent, in Deutschland mit 7,5 Prozent. In den USA beträgt die Teuerung inzwischen sogar 8,5 Prozent. Die grossen Unterschiede hängen unter anderem mit dem unterschiedlichen Strommix zusammen. Sie liegt andererseits aber auch an der Frankenstärke und dem ausgebauten Service public respektive teilweise stärkeren Regulierungen hierzulande. (mg)