Ueli Schmezer zieht in Nationalrat ein und sagt, was er anpacken will
25 Jahre, von 1996 bis 2021, moderierte Ueli Schmezer jede Woche auf SRF 1 den «Kassensturz». Damit war er für viele Schweizerinnen und Schweizer das Gesicht für Konsumentenschutz. Ab 2025 tritt Schmezer nun wieder in die Öffentlichkeit. Und zwar als SP-Nationalrat.
Zu verdanken hat er das einerseits seiner schweizweiten Bekanntheit, die dafür sorgte, dass das Berner Stimmvolk ihn bei den Wahlen 2023 auf den ersten SP-Ersatzplatz für den Nationalrat hievte. Andererseits kann Schmezer dem SP-Nationalrat Matthias Aebischer danken. Dieser wechselt per 2025 in den Stadtberner Gemeinderat. Und Schmezer kann in die zweite Kammer nachrücken. Darüber freut er sich sehr, wie er gegenüber watson sagt:
«Ich bin hochmotiviert und möchte mein Engagement als Konsumentenschützer fortführen.»
Und zwar endlich auf der «anderen Seite». Als Politiker.
«Kassensturz»-Themen haben sich angehäuft
Seine Arbeit als «Kassensturz»-Journalist habe er sehr gerne und mit Leidenschaft gemacht, so Schmezer. Aber mehr als über Missstände zu berichten hätten seine Kolleginnen, Kollegen und er oft nicht tun können. Schmezer sagt:
«Ich habe es x-mal erlebt, wie wir benannt haben, was schiefläuft, was die Politik ändern müsste, nur um mitansehen zu müssen, wie sich überhaupt nichts ändert.»
Ein solches Beispiel findet er bei der beruflichen Vorsorge (BVG). Es sei ganz am Anfang seiner «Kassensturz»-Zeit gewesen, in der sie aufgezeigt hätten, wie die höheren Abzüge bei älteren Arbeitnehmenden dazu führten, dass sie Schwierigkeiten hätten, eine Stelle zu finden. «Und heute, über 25 Jahre später, ist die Situation immer noch die genau gleiche», stellt Schmezer fest.
An Ideen für Vorstösse im Nationalrat fehlt es dem ehemaligen Moderator nicht. Über die Jahre beim «Kassensturz» habe sich vieles angehäuft. Ohne dass er es gemerkt habe. Nun wolle er mithelfen, kreative, mehrheitsfähige Lösungen zu finden. «Auf diese Herausforderung freue ich mich.»
Er will «faktenbasierte Politik» machen
Ihm sei bewusst, dass er in ein bürgerlich dominiertes Parlament einziehe und in der Minderheit sein werde. Er hoffe aber auf seine Fähigkeit aus der «Kassensturz»-Zeit, auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen: «Ich kann mit fast allen Leuten diskutieren und im Guten auseinandergehen.»
Sorge, dass ihm seine vorherige journalistische Tätigkeit Steine in den Weg legen könnte – etwa, weil er manchen Ämtern, Lobbyisten oder Firmen mit seinen Berichten in der Vergangenheit auf die Füsse getreten ist –, hat er deshalb nicht. «Ich war immer fair und habe faktenbasierten Journalismus gemacht.» Für eine faktenbasierte Politik wolle er sich deshalb auch im Nationalrat einsetzen.
Neben seinem neuen Amt als Nationalrat will Schmezer weiterhin selbstständig als Auftrittscoach, Medientrainer und Musiker arbeiten. «Für mich ist aber klar, dass ich mich im Nationalrat mit einem hohen Pensum engagieren werde», sagt Schmezer. Er freue sich auf ein bisschen mehr Druck. Dieser habe ihm in den letzten beiden Jahren in der Selbstständigkeit ein wenig gefehlt.