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Armee und Kantonspolizei fahren mit Panzern und Blaulicht auf – für einen besonderen Einsatz

Armee und Kantonspolizei üben die Zusammenarbeit. Bei einer Kontrolle in Rheinfelden, nahe der Autobahn, zeigt sich: Die grösste Gefahr für Soldaten und Polizistinnen liegt nicht bei Kriminellen. Und fünf Frauen in einem Auto bilden bei den Kontrollen die grosse Ausnahme.

Panzer und Polizeifahrzeuge, Soldaten und Polizistinnen: Sie ziehen am frühen Montagabend in Rheinfelden die Blicke der Autofahrenden auf sich. Einer nach dem anderen, eine nach der anderen wendet den Blick beim stockenden Vorbeifahren auf den Checkpoint auf den zwei inneren Spuren. Wir befinden uns bei der neuralgischen Kreuzung Riburgerstrasse/Zürcherstrasse, einen Kilometer von der Autobahn entfernt.

Zwei Radschützenpanzer bilden Anfang und Ende des Checkpoints. Dazwischen stehen Polizeifahrzeuge, bei einem blinkt Blaulicht. Die dreissig Soldaten tragen orange Leuchtwesten über den Tarnanzügen und grüne Baretts, die zehn Frauen und Männer der Kantonspolizei gelbe Leuchtwesten über ihren Uniformen. Mit dabei ist auch ein Schutzhund der Armee. «Falls jemand flüchtet, können wir den Hund auf ihn loslassen», erklärt Marc Sarasin, der Presse- und Informationsoffizier des Bataillons.

Die Soldaten gehören zum Basler Infanteriebataillon 97, das bis Ende Woche einen Wiederholungskurs absolviert. Es gehört zur Territorialdivision 2, das drei Wochen lang mit Zoll, Polizei und Swissgrid trainiert. Zu ihrem Auftrag gehören die Sicherung der Grenze und das Überwachen kritischer Infrastruktur von Axpo und Swissgrid.

Dutzende Autolenker werden an diesem Abend kontrolliert.

Für die Soldaten ist es ein spezieller Einsatz

An diesem Abend in Rheinfelden wird die Zusammenarbeit trainiert. Polizisten winken einzelne Autolenker auf die innere Spur. Sie kontrollieren Führer- und Fahrausweise. Soldaten stellen sich vor und auf der Seite der Fahrzeuge auf, mit dem Sturmgewehr im Handgriff. Sie sind für die Sicherung verantwortlich. Wenn ein Polizist einen Führerschein kontrolliert, scannen sie mit ihrem Blick das Innere des Fahrzeugs und die Handgriffe der Autoinsassen.

Die Soldaten wurden von der Aargauer Kantonspolizei auf diesen Einsatz vorbereitet, haben gelernt, wo sie bei solch einer Kontrolle stehen oder wie sie reagieren müssen, wenn etwas Unerwartetes passiert, zum Beispiel der Beifahrer unaufgefordert aussteigt. «Das ist ein spezieller und nicht alltäglicher Einsatz», unterstreicht Marc Sarasin.

Der Radschützenpanzer hinten bildet das Ende des Checkpoints. Die Soldaten links und rechts wechseln sich bei den Kontrollen ab.

Schlarpen am Gaspedal sind kein Fall für die Polizei

Der Lenker eines Autos mit französischen Kontrollschildern muss sich in Geduld üben. In kurzen Hosen und Schlarpen lehnt er stehend an der Fahrertür. «Sein Führerausweis ist als gestohlen gemeldet», erklärt Corina Winkler, Medienchefin der Kantonspolizei. Ein Kollege klärt nun bei den französischen Kollegen, was es mit diesem Führerausweis auf sich hat. Das dauert. In der Zwischenzeit werden die Profile der Pneus kontrolliert. Dann das Signal: alles in Ordnung. Der Franzose steigt mit den Schlarpen ins Auto und fährt los. Schlarpen am Gas- und Bremspedal sind zwar kein Fall für die Polizei. «Aber bei einem Unfall ein Fall für die Versicherung», sagt Winkler.

Wie entscheiden die Polizisten, wen sie für die Kontrolle herauswinken? Auffälligkeiten, die darüber entscheiden, verrät Winkler nicht, sagt aber: «Das ist eine Frage der Erfahrung. Aber es ist auch so, dass manche Polizisten ein Auge dafür haben. Ich gehöre nicht dazu», sagt sie mit einem Lachen.

Eine Polizistin schaut sich das Profil eines Pneus genau an.

Der Verkehr sorgt für die grösste Gefahr

Ein ruhiger Einsatz ist das keineswegs, sagt Thomas Amrein, Einsatzleiter der Kantonspolizei. Die Armeeangehörigen seien einen solchen Einsatz nicht gewohnt. «Vor allem aber hat es viel Verkehr und die Platzverhältnisse sind eng. Oberste Priorität hat die Sicherheit. Die Unfallgefahr ist hier die grösste Gefahr.»

Sie lauert nicht bei Kriminellen, sondern bei Menschen wie Du und Ich. «Wir müssen ständig damit rechnen, dass jemand am Lenkrad aufgrund der speziellen Situation überfordert ist oder abgelenkt ist», bestätigt Corina Winkler. «Unfälle bei Kontrollen kommen zum Glück sehr selten vor.»

Ein Blaufahrer bleibt als Erster in der Kontrolle hängen

Im Fokus der Übung stehe nicht, möglichst viele Autofahrer anzuhalten, sagt Amrein. «Wir wollen Schwachstellen bei unserem Einsatz ausmerzen.» Nichtsdestotrotz bleibt in der ersten Stunde ein Autofahrer in der Kontrolle hängen. Wegen Fahren in angetrunkenem Zustand, kurz Fiaz – das ist nicht nur die Abkürzung, sondern auch Polizisten- oder gar Behördenjargon.

Fiaz-Fälle stellt die Polizei bei solchen Kontrollen immer wieder fest, wie auch technische Mängel an Fahrzeugen. Die Polizei erwischt auch Autofahrer, die wegen nicht bezahlter Bussen und Gebühren ausgeschrieben, aber nirgends mit einem festen Wohnsitz gemeldet sind. Und gerade in Grenznähe wie hier in Rheinfelden bleiben auch Personen in der Kontrolle hängen, die zum Beispiel Arbeitskleider von Firmen tragen, aber keine Arbeitsbewilligung vorweisen können.

Dann winkt ein Polizist der vordersten der drei Patrouillen der Kantonspolizei ein Auto mit niederländischen Kontrollschildern heraus. Fünf blonde Frauen sitzen drin. Täuscht der Eindruck, oder werden Frauen deutlich seltener kontrolliert? Corina Winkler bestätigt das. «Die Verkehrs- und Kriminalitätsstatistik ist eindeutig», sagt sie. Männer tauchen dort viel häufiger als Delinquenten auf. Winkler sagt aber auch: «Fiaz-Fälle und Ablenkung durch das Handy sind auch bei Frauen am Steuer ein Thema.»