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Absurd hohe Preise: Für Fans von Taylor Swift lohnt es sich, für das Konzert in Zürich aus den USA anzureisen

Für Taylor Swift jetten Fans aus Übersee nach Europa. Ökologisch mag das höchst fragwürdig sein, ökonomisch macht das leider in einigen Fällen sogar Sinn.

Seltsame Dinge tragen sich gerade zu in dieser Welt: Da spielt ein amerikanischer Superstar in Europa, und die Amerikanerinnen (es sind hauptsächlich Frauen) reisen ihr zu Tausenden nach. Sie fliegen – befreit von jeder Flugscham – zweimal quer über den Atlantik, um mit fettem Jetlag Taylor Swift zu sehen. Kostenpunkt: weit über 1000 Dollar für ein Konzert. Die spinnen, die Amis.

Oder doch nicht? Das hängt mit den exorbitanten Ticketpreisen in den USA zusammen. Wer nicht das seltene Glück hat, für die aktuelle Tour Tickets im regulären Vorverkauf zu ergattern, der muss auf den Zweitmarkt ausweichen. Mittlerweile hat sich aus diesem Resale-Markt eine gigantische Abzocke entwickelt, bei der professionelle Firmen (oder seltener auch Einzelpersonen) auf maximalen Profit spekulieren.

Der Markt regelt halt doch nicht alles

In Europa bezahlt man hier für die günstigsten Tickets der «Eras»-Tour Preise zwischen 300 und 500 Franken pro Ticket (regulär kostete ein günstiger Stehplatz rund 170 Franken). In Amerika ist es locker das Vier- bis Fünffache. Wer Swift beispielsweise im November im Lucas Oil Stadium in Indianapolis sehen will, bezahlt derzeit im Minimum 2000 Dollar – pro Ticket. Dabei muss dann teilweise sogar «obstructed view» – also eingeschränkte Sicht – in Kauf genommen werden. Aber: Der Preis wird bezahlt. Der Markt mag vieles regeln, aber hier würde etwas Regulierung guttun.

Wollen zwei Swifties aus Indianapolis an ein Swift-Konzert, bezahlen sie entweder 4000 Dollar für die Tickets und ein paar Dollar für den öffentlichen Verkehr, oder sie steigen in den Flieger und kommen nach Zürich. Retour in der Economyclass kostet die Swift-Fans ungefähr 1200 Dollar. Dazu kommen die Tickets für den Schnäppchenpreis von je 400 Dollar. Selbst mit einem grosszügigen Hotel, ausgedehnter Shoppingtour und einem kräftigen Sommerfondue kommen die Amerikaner dabei nicht auf jenen Preis, den sie in ihrer Heimatstadt hingeblättert hätten.

In Stockholm, wo Swift drei Konzerte vor insgesamt 120’000 Besucherinnen und Besuchern spielte, rechneten die Behörden mit rund 10’000 Gästen aus Amerika. In Zürich werden es insgesamt 100’000 Fans sein, die den beiden Konzerten am Dienstag und Mittwoch im Letzigrund beiwohnen.

Für 500 Franken in den «gemischten Schlafsaal»

Und auch hier wird mit zahlreichen Gästen aus Übersee gerechnet. Die Hotelzimmer in der Limmatstadt sind jedenfalls bereits sehr rar. Und wenn sie verfügbar sind, dann scheinen einige findige Hoteliers auf das grosse Portemonnaie der Swift-Fans zu spekulieren: Eine Nacht «im Etagenbett im gemischten Schlafsaal» kostet auf einer Plattform für zwei Personen schon mal 1049 Franken.

Ähnliche Fan-Massenreisen nach Europa hätten auch schon bei der Beyoncé-Tour beobachtet werden können.In den USA explodieren die Ticketpreise auch im regulären Markt seit geraumer Zeit.Es gab auch bereits Experimente mit dynamischen Preisen. Sprich: Je gefragter ein Billett, desto höher der Preis. Faktisch profitieren dabei oft nur sehr wenige «Earlybirds». Für das Gros des Publikums bedeutet das hingegen deutlich höhere Preise.Auch in der Schweiz gab es bereits erste zaghafte Versuche mit dem Modell.

Der Taylor-Tourismus ist aber eigentlich sowieso nur der Gipfel im Gigantismus rund um den Superstar. Da werden teilweise bei Konzerten der Neo-Milliardärin sogar Erschütterungen in kleinerer Erdbebenstärke gemessen. Es sind seltsame Dinge, die sich gerade in dieser Welt zutragen.