Kraftwerk Ruppoldingen: Wartungsarbeiten im eisigen Aarewasser
Nach einer Bauzeit von vier Jahren wurde Ende 2000 das Kraftwerk Ruppoldingen, das ein Musterbeispiel für umweltgerechte Wasserkraftnutzung ist, in Betrieb genommen. Das Flusskraftwerk wurde als Ersatz für das über 104-jährige Kanalkraftwerk gebaut. Als die Atel (heute Alpiq) daran ging, ihr veraltetes Aarekraftwerk durch einen weiter flussaufwärts liegenden, 220 Mio. Franken teuren Neubau zu ersetzen, sprach der Kanton Aargau ein Machtwort zugunsten der Fische für ein naturnahes Umgehungsgewässer anstelle des alten Stauwasserkanals.
Grosszügig berücksichtigt wurden auf der Aargauer Seite auch die Bedürfnisse der Wasserfahrer und «Freizeit-Böötler» mit einer Übersetzanlage. Diese ermöglicht den schweren Booten per Huckepack auf Schienen vom Ober- ins Unterwasser oder umgekehrt zu gelangen. Es ist eine geschätzte Dienstleistung für untragbare Boote mit einer maximalen Länge von 10 Metern, 2,5 m Breite und 3 m Höhe. Der Service ist tagsüber unentgeltlich und kann mit einem bei der Verladestation installierten Telefon angefordert werden. Geschultes Kraftwerkpersonal sowie mehrere Mitglieder der «Bootsanlegergemeinschaft Stauwehr Rothrist» helfen, die Boote mit dem Transportschlitten auf die andere Kraftwerkseite zu befördern.
Wie Roland von Arx, Alpiq-Mitarbeiter und «Fachverantwortlicher Bau», gegenüber dieser Zeitung sagte, wird die Anlage regelmässig kontrolliert. Im Turnus von zehn bis zwölf Jahren werden auch die beiden je 700 Kilogramm schweren, unter Wasser befestigten Umlenkrollen von einer auf Seilbahntechnik spezialisierten Firma auf Herz und Nieren geprüft. Um diese beiden Tools aus dem Fluss zu heben, stand ein Kran der Firma Senn im Einsatz. Bevor die beiden Teile «geborgen» werden konnten, musste ein professioneller Taucher ins eiskalte Wasser abtauchen, um die Befestigung zu lösen und die Hebevorrichtung anzubringen.
Industrietauchen – eine aussergewöhnliche Aufgabe
Komplizierte Bedingungen unter Wasser gehören zum Alltag des Industrietauchers. Unter Wasser ist für den Taucher meist nichts zu sehen, eine nicht perfekte Ausrüstung wäre lebensgefährlich. Daher ist der Ausrüstungs-Check und die perfekte Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Taucher und dem Signalleinenmann lebensnotwendig. Oft arbeiten die Industrietaucher in Klärwerken, Rohren und Kanalisationsanlagen unter extremen Bedingungen. Sie erledigen Bauarbeiten, die über Wasser auch gemacht werden: schweissen, mauern, bohren, schneiden, spitzen. Das sind meistens Arbeiten, die in 2 bis 15 Metern Tiefe stattfinden. Berufstaucher sind eigentlich spezialisierte Unterwasser-Bauhandwerksleute. Ausgerüstet sind die Taucher, deren komplette Ausrüstung gut 50 Kilogramm wiegt – der Helm alleine bringt schon 15 Kilogramm auf die Waage –, mit herkömmlichen Werkzeugen, aber auch mit Maschinen sowie Foto- und Videoausrüstung, um ihre Arbeiten zu dokumentieren. Die Einsätze finden im Sommer wie auch im Winter statt. Dicke Neoprenanzüge schützen vor der Kälte.