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Aus 200 Franken mache 1,2 Milliarden: So viel brächten höhere Franchisen – Nun ist das Parlament am Zug

SVP, FDP sowie Teile von Mitte und GLP drängen auf mehr Eigenverantwortung im Gesundheitswesen. Eine Ansatz dazu: Höhere Franchisen in der Grundversicherung. Der Bundesrat zeigt sich offen, den Vorschlag zu prüfen.

Derzeit können Erwachsene einmal pro Jahr festlegen, wie hoch die Summe der selbst getragenen Erstkosten im Krankheitsfall sein soll – nämlich zwischen 300 Franken und 2500 Franken. Nach Erreichen dieser Summe müssen Versicherte noch 10 Prozent respektive maximal 700 Franken pro Jahr als Selbstbehalt an die Behandlungskosten berappen.

Wie der Bundesrat vergangene Woche alsAntwort auf zwei gleichlautende Vorstösse aus dem Parlament schreibt, ist er bereit, über eine Erhöhung der Franchisen zu diskutieren.Konkret fordern Ständerätin Esther Friedli (SVP/SG) und Nationalrätin Diana Gutjahr (SVP/TG), dass diese «besser die aktuelle Kostensituation in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung» widerspiegeln sollen.

Zudem sollen die Franchisen künftig periodisch der Entwicklung der Gesundheitskosten angepasst werden. Entsprechend nennen Friedli und Gutjahr auch keine Frankenbeträge der künftigen Franchisen.

Das sind die Gründe für hohe Franchisen

Anders die Helsana. Bereits eine Erhöhung um 200 auf mindestens 500 Franken hätte laut der Krankenkasse ein Einsparpotenzial von bis zu 1.2 Milliarden Franken, wie sie am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt. Helsana gibt zu bedenken, Personen mit tieferen Einkommen würden derzeit ohnehin mehrheitlich tiefe Franchisen wählen und damit auf viel Einsparpotenzial verzichten. Und auch bei mittleren Einkommen sei das teurere Standardmodell mit freier Arztwahl beliebt.

«Zahlungsschwierigkeiten aufgrund hoher Kosten für unvorhergesehene Behandlungen können so vermieden werden», nennt Andrea Bischof als möglichen Grund, weshalb hohe Franchisen und damit tiefere Prämien kaum Anklang finden. Laut der Helsana-Gesundheitsökonomin dürfte ein weiterer Grund das fehlende Wissen sein, dass die Franchise – und damit das Risiko der selbst getragenen Kosten – jährlich angepasst werden kann.

160 Franken tiefere Prämie pro Jahr

Im gleichentags publizierten neusten Helsana-Report rechnet die Krankenkasse die Einsparungen einer Erhöhung der Franchise von 300 auf 500 Franken vor. Hochgerechnet auf alle Personen mit Mindestfranchise ergäbe sich «ein Sparpotenzial von bis zu 1,2 Milliarden Franken für alle Versicherten in der Schweiz», schreibt die Krankenkasse. Dies entspräche laut Helsana einer Prämienreduktion für Erwachsene von bis zu 160 Franken pro Jahr.

«Um das Wachstum der Gesundheitsausgaben zu bremsen, braucht es eine stärkere Selbstbeteiligung der Versicherten», wird Stefan Felder, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Basel, in der Mitteilung zitiert. Die Franchisen sind seit der Einführung des Krankenkassen-Obligatoriums (KVG) 1996 zwar bereits mehrfach angehoben worden. Die letzte Erhöhung ist bereits 20 Jahre her.

Einen zweiten Vorschlag aus den Reihen der SVP dagegen, neu auch die Einführung einer monatlichen oder vierteljährlichen Franchise zu prüfen, lehnt die Landesregierung ab.