Krankenkasse, Migration und Fliegen – Sieben Kandidierende stellten sich dem Wahlpodium an der Kanti Zofingen
An Fragen mangelte es nicht. Die rund 150 Schülerinnen und Schüler der Kanti Zofingen warteten gut vorbereitet auf die sieben Politikerinnen und Politiker von SVP bis Grüne. Nationalrat Thomas Burgherr (SVP), Nationalrat Cédric Wermuth (SP), Sabina Freiermuth (FDP), Barbara Portmann (GLP), Urs Plüss (EVP), Robert Weishaupt (Mitte) und Daniel Hölzle (Grüne) mussten nach der Begrüssung durch Rektor Patrick Strössler in einer Einstiegsrunde ohne Worte, sondern nur mit einem grünen oder roten Kärtchen ihre Haltung zu einer Reihe von politischen Fragen zeigen. Das fiel nicht immer leicht und führte zu durchaus überraschend einhelligen Resultaten. So war niemand der Meinung, es gäbe zu viele Gymnasiasten und Gymnasiastinnen und alle zeigten sich bereit, den Landschaftsschutz etwas zu lockern, um mehr einheimische Energie zu produzieren. Erste Unterschiede zeigten sich hingegen bezüglich dem Stimmrechtsalter 16 oder dem Ausbau der Krankenkassenverbilligung.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde die Diskussion aufgeteilt. In einem Raum diskutierten Cédric Wermuth, Robert Weishaupt und Sabina Freiermuth mit den Schülern und Schülerinnen über Fragen aus der Bildungs- und Gesundheitspolitik. Im anderen Raum stellten sich Thomas Burgherr, Urs Plüss, Daniel Hölzle und Barbara Portmann den Fragen zu den Themen Gesellschaft, Ethik und Migration. Diese vier Hauptdiskussionsthemen hatten die Schüler und Schülerinnen im Vorfeld demokratisch bestimmt, ein Grundinteresse an diesen Themen konnte also vorausgesetzt werden.
Bildung und Integration
Das Thema Krankenkassenprämie bzw. -verbilligung dominierte am Anfang. Dabei fiel auf, dass sie ein zentrales Wahlkampfthema bildet. Sowohl Freiermuth als auch Wermuth und Weishaupt boten konkrete Lösungen an, um der Erhöhung der Prämien entgegenzuwirken. Ein weiterer Schwerpunkt bildete die «Verakademisierung» der Gesellschaft, welcher die FDP gegensteuern will. Sabina Freiermuth betonte aber, dass dies nicht unbedingt heisse, die Anzahl der Maturierenden zu verringern, sondern die Lehre populärer zu machen. Beim Thema Fremdsprachenunterricht in der Primarschule gingen die Meinungen über Sinn und Unsinn, Französisch oder Englisch zuerst auseinander. Am kontroversesten wurde schliesslich über die integrative Schule debattiert, welche besonders im Kanton Aargau hohe Kosten verursache, aber die Integration fördere. Was nun wie stark zu gewichten sei, da gingen die Haltungen auseinander.
Migration und Gesellschaftspolitik
In der Aula stellten sich die Politiker und die Politikerin der SVP, GLP, EVP und der Grünen den Schülerfragen zu den Themen Gesellschaft und Migration. Das Thema Abtreibung führte zu manchen Fragen aus dem Publikum, doch eine flammende Debatte entstand nicht, weil das Thema politisch kaum auf dem Tapet ist. Das Thema Migration verfing hingegen nicht nur bei der Schülerschaft. Die Fragen überstürzten sich fast, so wurde das Asylwesen in Verbindung mit dem Fachkräftemangel gebracht, gepaart mit dem Ukrainekrieg. Hier ergriff Barbara Portmann (GLP) das Wort und trennte die Themen auf. Der Fachkräftemangel sei von der Asylfrage zu trennen. Intervention kam aus dem Publikum, warum denn ausländische Diplome nicht anerkannt würden. Der Informatikunternehmer Urs Plüss (EVP) gab zu bedenken, dass der Ausbildungsstand bei ausländischen Abschlüssen teils nicht europäischen vergleichbar sei.
Du oder ich?
Nach rund 50 Minuten traf man sich zu einer gemeinsamen Schlussrunde, die im Stile von «Ich oder Du» geführt wurde und zu interessanten Erkenntnissen führte: So würde Barbara Portmann eher in einen Flieger steigen als Daniel Hölzle, sowohl Sabina Freiermuth wie Thomas Burgherr würden ein neues AKW bewilligen und Urs Plüss wie Robert Weishaupt würden ihre Organe spenden.
Mit einem Kantiglas, gefüllt mit feinem Proviant für Bern, wurden die sieben Kandidierenden dann in den weiteren Wahlkampf entlassen – und die Kantischüler und -schülerinnen können ihre Eindrücke bis zum 22. Oktober verarbeiten und je nachdem in ihren Wahlentscheid einfliessen lassen. (ksz)