
FDP-Nationalrat will, dass Senioren mehr für die Krankenkasse zahlen – jetzt ist klar, wie teuer die Prämie wäre
Sollen Seniorinnen und Senioren mehr für ihre Krankenkasse bezahlen? Als Reaktion auf die stetig steigende Prämienlast gerade für Familien hat sich Nationalrat Philippe Nantermod an das heisse Eisen gewagt.Und nicht nur in den Kommentar- und Leserbrief spalten ist der Gegenwind gross für seine Idee, sondern auch in der Politik.

Bild: Keystone
Nun hat der Bundesrat Stellung genommen zum Vorstoss des Walliser Freisinnigen. Und die Landesregierung erteilt dem Vorschlag rundweg eine Abfuhr. Zum einen warnt der Bundesrat in der am Mittwoch verabschiedeten Antwort auf die Interpellation vor dem Mehraufwand, den eine vierte Alterskategorie bei den Prämien mit sich bringen würde.
Bundesrat verweist auf Solidarität
Andererseits befürchtet der Bundesrat, dass damit die Generationen gegeneinander ausgespielt werden. Der über die Jahre fein austarierte Ausgleich zwischen den Generationen beinhalte nämlich«insbesondere eine Solidarität zwischen alten und jungen sowie kranken und gesunden Versicherten», schreibt der Bundesrat.
Und die Landesregierung untermauert ihre Position mit einem Rechenbeispiel: Würde eine neue Altersklasse für Versicherte über 65 Jahre eingeführt, würde sich die mittlere Jahresprämie für Senioren fast verdoppeln. Nämlich von 5400 auf 9912 Franken pro Jahr. Im Gegenzug würde sich laut Bundesrat – wie von Nantermod erhofft – die mittlere Prämienlast der 26- bis 65-Jährigen pro Jahr zwar halbieren (von 5400 auf 2655 Franken). Sprich: Die Familien würden mit eigener Prämienkategorie zwar entlastet – allerdings in Franken deutlich weniger stark, als die Senioren im Gegenzug zusätzlich belastet würden.
Zudem geht der Bundesrat davon aus, dass ein starker Prämiensprung beim Erreichen des Seniorenalters zu vielen Kassenwechseln und damit zu viel Aufwand führen würde. Und der Prämienanstieg im Alter würde bei Betroffenen zu Finanzierungsproblemen führen und das Risiko der Altersarmut erhöhen. Denn Personen über 65 haben laut Bundesrat «praktisch keine Möglichkeiten, ihre Einkommenssituation zu verändern».
Nantermod wurde beschimpft
Derzeit gibt es drei Prämienstufen: Kinder (bis 18 Jahre), Jugendliche und junge Erwachsene (19 bis 25 Jahre) und Erwachsene (ab 26 Jahre). Fast die Hälfte der Leistungen der Krankenversicherer geht auf das Konto der Menschen im Rentenalter. Sie decken mit ihren Beiträgen aber nur einen Viertel des Prämienvolumens ab.
Dass ein Transfer von Jung zu Alt stattfinde, sei eine Tatsache, sagte Philippe Nantermod bereits bei der Einreichung seines Vorstosses. Der zweifache Vater zweier kleiner Kinder hatte auch mit Gegenwind in Bevölkerung und Politik gerechnet. Was dann auch eintrat. Er erhielt zahlreiche negative Rückmeldungen und wurde beschimpft.
Wer jedoch Angst davor habe, sei als Politiker auf verlorenem Posten, so der Freisinnige. Denn mit der steigenden Alterung der Bevölkerung werde sich das Ungleichgewicht zwischen der Beitragszahler- und der Bezügergeneration nur noch verschärfen.