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Obstbauern und Schnapsproduzenten kritisieren Kantonalbank: «AKB dreht den kleinen Edelbrennereien den Geldhahn zu»

Dass die Aargauische Kantonalbank (AKB) keine Kredite mehr an Unternehmen vergeben will, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes mit der Spirituosen-Produktion erzielen, stösst auf harsche Kritik. Obstbauern und Schnapsproduzenten sehen ihre Existenz bedroht, SVP-Nationalrat Thomas Burgherr spricht von einseitiger Ideologie.

Die grünen Vergabekriterien der AKB für Kredite stossen nicht nur bei Handelskammer, Gewerbeverband, FDP und SVP auf Kritik – jetzt wehren sich auch Obstbauern und Schnapsbrenner. «Die Aargauische Kantonalbank gefährdet mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie die Biodiversität», heisst es in einer Mitteilung des Verbandes Aargauer Obstproduzenten. Präsident und SVP-Grossrat Andy Steinacher sieht durch den Entscheid der AKB die Hochstammbäume im Fricktal gefährdet.

Kirschen von diesen Bäumen, die für die Landschaft in manchen Gebieten prägend sind, lassen sich nicht als Tafelobst vermarkten, da sie qualitativ den hohen Anforderungen der Grossverteiler nicht genügen. «Deshalb lassen sich Hochstammkirschen eigentlich nur noch zu Edelbränden verarbeiten», hält Steinacher fest.

Doch jetzt wolle die AKB den eher kleinen Edelbrennereien den Geldhahn zudrehen. Tatsächlich hat die Kantonalbank vor zwei Wochen mitgeteilt, dass sie künftig keine Kredite mehr an Firmen vergibt, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes mit der Produktion von Spirituosen erzielen. Steinacher kritisiert:

«Für alle Landwirte, die immer noch mit Herzblut ihre Hochstammbäume pflegen, wird somit der fast einzige Absatzkanal von Hochstammkirschen abgewürgt.»

Die beliebten Kirschbäume aus dem Fricktal seien durch den Entscheid der AKB stark gefährdet. «Was will ein Obstbauer mit Bäumen machen, deren Obst er nicht verkaufen kann? Sollen sie der Säge zum Opfer fallen?», fragt der Verbandspräsident.

KMU würden unter dem Entscheid leiden, kritisieren die Obstproduzenten

Die vielen Aargauer Edelbrennereien würden grösstenteils als KMU geführt und könnten nicht einfach 80 Prozent ihres Umsatzes mit einem anderen Geschäftszweig erwirtschaften, sagt Steinacher auf Nachfrage. «Die AKB, die sich als KMU-freundliche Bank bezeichnet, entzieht mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ihrer Kundschaft die finanzielle Basis und gefährdet die Biodiversität im Aargau», kritisiert der Obstbauer.

Die Aargauer Obstproduzenten bitten die AKB deshalb, «auf ihren Entscheid zurückzukommen und eine Geschäftspolitik zu betreiben, die nicht scheinheilig nachhaltig ist, sondern wirklich der Natur dient». Unterzeichnet ist die Mitteilung von mehreren Obstbauern und Brennern, die zusammen 880 Hochstammbäume pflegen. «Von den Unternehmen, die unterschrieben haben, ist niemand direkt betroffen vom AKB-Entscheid, aber von einer Bank, die sich nachhaltig nennt, erwarte ich eine andere Geschäftspolitik», sagt Steinacher auf Nachfrage.

SVP-Burgherr sieht «Hochprozentiges» auf der schwarzen Liste

SVP-Nationalrat Thomas Burgherr: «Wie wenn man der AKB vorschreiben würde, dass sie nur 20 Prozent des Umsatzes mit Finanzdienstleistungen erwirtschaften darf.»

Kritik am Kreditstopp der AKB für Brennereien gibt es über das Fricktal hinaus. In einem Leserbrief wies SVP-Nationalrat Thomas Burgherr aus Wiliberg ebenfalls auf das Problem hin. Er hielt fest, neben den Brennereien im Fricktal, die qualitativ hochwertige Schnäpse herstellten, gebe es im Aargau mittlerweile auch Gin-Manufakturen und weitere Hersteller von hochprozentigen Getränken.

Darauf angesprochen, dass der Entscheid der AKB für solche Firmen problematisch sein könnte, sagt Banksprecherin Christine Honegger: «Mit der maximalen Umsatzschwelle von 20 Prozent für harte alkoholische Getränke – dabei sind Bier und Wein ausgeschlossen – haben die Unternehmen Spielraum, andere Produkte stärker zu positionieren.» Dass eine Brennerei künftig von ihrem Kerngeschäft abkehren und stattdessen andere Produkte herstellen soll, kritisiert Burgherr:

«Dies wäre so, als würde man der AKB vorschreiben, dass sie nur noch 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit Finanzdienstleistungen machen darf und den restlichen Umsatz mit dem Anbau von Biogemüse zu realisieren hat.»

Wie realistisch dies sei, könne sich jeder selbst ausmalen, hält Burgherr zu seinem Vergleich fest. Und er kritisiert: «Die AKB vertritt mit ihrer Strategie eine einseitige politische Ideologie.» Dies sei nicht angebracht und solle unterbunden werden, findet der SVP-Nationalrat.