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Russischer Ölriese Lukoil spricht sich gegen Putins Krieg aus – Hunderte arbeiten für die Schweizer Drehscheibe der Firma

Lukoil ist die grösste private Firma in Russland. Nun soll sie sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen haben. Das hat Konsequenzen: Die Websites sind nicht mehr erreichbar.

Lukoil ist ein Riese im Öl-Handel. Die private Firma mit Sitz in Moskau beschäftigt über 100’000 Mitarbeitende und setzte laut eigenen Angaben zuletzt umgerechnet 122 Milliarden Franken jährlich um. Sie ist nach dem Staatskonzern Gazprom die grösste Firma Russlands und verantwortlich für 16,6 Prozent der russischen Ölförderung. Nun hat das Unternehmen einen Schritt unternommen, den bisher keine andere Firma aus dem Land gewagt hat: Sie hat sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen.

Wie mehrere Medien berichten, hat Lukoil in einem auf der Website veröffentlichten Statement ein schnelles Ende des «bewaffneten Konflikts» gefordert. Das Unternehmen teilte mit, es wolle eine Lösung durch Verhandlungen und Diplomatie – und sei besorgt über die «tragischen Ereignisse in der Ukraine»: «Der Vorstand drückt sein tiefes Mitgefühl für alle von dieser Tragödie Betroffenen aus». Die Firma setze sich für eine Stärkung des Friedens ein.

Hunderte Mitarbeitende in Genf

Damit dürfte Lukoil den Zorn der russischen Regierung auf sich gezogen haben. Die Website der Firma ist seit Donnerstag nicht mehr erreichbar, genauso wenig wie die Website der Schweizer Tochter Litasco SA in Genf.

Diese spielt eine zentrale Rolle im Konzern. Laut eigener Darstellung ist Litasco die «exklusive internationale Marketing- und Handelsgesellschaft von Lukoil». Sie beschäftigt insgesamt 450 Mitarbeitende, davon etwa 250 in der Schweiz. Darüber hinaus unterhält Litasco Filialen in Hong Kong, Kasachstan, Singapur, den Niederlanden, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in den USA.

Mitglied der Genfer Handelskammer

Litasco sei einer der wichtigsten Händler für Rohöl und raffiniertem Erdöl weltweit und handle in mehr als 80 Ländern. «Litasco ist das Fenster zur Welt für Lukoil», schreibt die Firma. Sie handelt aber auch mit Öl anderer Förderer. Im Jahr 2019 handelte die Firma mit 3,8 Millionen Barrel Öl pro Tag. Das entspricht fast 4 Prozent des geschätzten weltweiten Bedarfs.

Litasco ist eine der Gründungsfirmen der «Swiss Trading & Shipping Association» und Mitglied der Genfer Handelskammer. Es ist nicht die einzige Tochterfirma von Lukoil in der Schweiz: Dazu gehört auch die «Eiger Shipping SA». Die Firma, die im Frachtgeschäft tätig ist, beschäftigt in Genf allerdings nur eine Handvoll Mitarbeitende.

Chef liess Jacht retten

Lukoil ist primär an der Moskauer Börse gelistet und sekundär in London. Der Handel mit den Papieren wurde dort ausgesetzt. Die Firma befindet sich hauptsächlich im Besitz des Managements. Vor allem Vorstandschef Wagit Alekperow soll grosse Anteile halten. Er soll laut Angaben der Agentur Bloomberg durch den Krieg bereits 3,5 Milliarden US-Dollar verloren haben. Sein Vermögen wird auf insgesamt 25 Milliarden Dollar geschätzt.

Wie die «Bild» schreibt, hat der Lukoil-Chef zudem seine Luxus-Jacht «Galactica Super Nova» diese Woche aus Barcelona in Richtung Montenegro auslaufen lassen, um einer allfälligen Beschlagnahmung zuvorzukommen. Ob das klappt, ist allerdings unklar, denn Montenegro will die Sanktionen mittragen.

Kein Boykott russischer Energie-Firmen

Wie der «Guardian» schreibt, ist Lukoil zusammen mit den Staatsunternehmen Gazprom und Rosneft für den Steuerertrag Russlands am wichtigsten. An den drei Firmen soll das Land im Jahr 2020 umgerechnet 37 Milliarden Franken eingenommen haben.

Lukoil wurde wie andere russische Firmen aus dem Energiebereich zwar mit Sanktionen belegt, welche den Handel und die Aufnahme von neuen Schulden erschweren. Auf eine vollständige Energie-Blockade russischer Firmen haben die EU, die USA und die Schweiz aber verzichtet.