Kampf gegen Mafia: Bundesanwalt Blättler will wieder über Kronzeugen reden
Bundesanwalt Stefan Blättler setzt sich für die aktive Bekämpfung der italienischen Mafia in der Schweiz ein. Nun bringt er am Freitag im Interview mit den Tamedia-Zeitungen ein altes Instrument zurück aufs Tapet: eine Kronzeugen-Regelung.
«Kronzeugen würden uns helfen bei der Bekämpfung der Mafia», sagte Stefan Blätter, der Mitte Juni von der Bundesversammlung für die Amtszeit 2024 bis 2027 bestätigt worden ist. «In Italien nützen diese – genannt «pentiti», die Reuigen – der Strafverfolgung viel.»
Kronzeugen erhalten im Gegenzug für ihre Informationen Strafmilderung. Blättler bestätigt zwar, dass dies moralisch unschön und mit der Gefahr von Fehlurteilen verbunden sei. «Aber wir haben Wahl: In Schönheit sterben und nichts zu tun. Oder Konzessionen machen, die das Rechtsempfinden tangieren», sagte er. Kronzeugen müssten auch nicht freigesprochen werden. «Man kann sie auch zum Reden bringen, wenn die Alternativen fünf statt fünfzehn Jahre im Gefängnis sind.»
Parlament sagte bereits einmal Nein
Dass das Schweizer Parlament bereits einmal eine Kronzeugen-Regelung abgelehnt hat, bremst Blättler mit seiner Forderung nicht aus. «Das war 2017, jetzt sind wir im 2023», sagte er. «Ich habe vorgeschlagen, dass wir dies thematisieren.» Es sei kein Allheilmittel, aber es helfe. Die Mafia sei eine geschlossene Gesellschaft, in die man nicht hineinkomme.
Für ihn ist klar, dass die Schweiz Verfahren gegen die Mafia selbst führen muss.« Wir können nicht einfach den Italienern sagen: Schaut selbst!» Vermehrt hätten potenzielle Beschuldigte den Schweizer Pass. «Wir müssen bei uns aufpassen. Sonst ist plötzlich die nächste Generation da», sagte der Bundesanwalt. (abi)