
Auch im Aargau nahmen die Straftaten zu – doch die Statistik zeigt einen erfreulichen Gegentrend
Im letzten Jahr wurden im Aargau 35’415 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch polizeilich registriert. Das sind 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus der jährlichen Kriminalstatistik hervorgeht. Damit liegt der Aargau unter dem nationalen Durchschnitt: Schweizweit wurde ein Anstieg von rund 8 Prozent verzeichnet.
Ein weiterer Punkt fällt positiv auf: Die Zahl der Gewaltstraftaten nahm im Aargau gegenüber den Vorjahren ab, während sie schweizweit um rund 3 Prozent zunahm. Trotzdem wurden achtzehn Tötungsdelikte verzeichnet, etwas mehr als der langjährige Durchschnitt von vierzehn Tötungsdelikten (gerechnet über die letzten fünfzehn Jahre). In drei Fällen handelt es sich um vollendete Tötungsdelikte. Diese konnten aufgeklärt werden.
Mehr Einbrüche und Einschleichdiebstähle
Hauptverantwortlich für den Anstieg der Straftaten sind im Aargau die Vermögensdelikte, welche im Jahr 2024 mit insgesamt 21’383 Fällen einen neuen Höchstwert erreichten (Vorjahr: 19’933). Das entspricht einer Zunahme von 7,3 Prozent. «Massgeblich zu dieser Zunahme beigetragen hat die Cyber-Wirtschaftskriminalität und dabei vor allem der Cyber-Betrug», heisst es in einer Medienmitteilung.
Aber auch die sogenannten seriellen Vermögensdelikte bereiten den Strafverfolgungsbehörden Sorgen, wie Michael Leupold, Kommandant der Kantonspolizei Aargau,bereits an der jährlichen Pressekonferenz Sicherheit Aargau erklärt hatte: «Bei den Diebstählen aus Fahrzeugen und Fahrzeugaufbrüchen befinden wir uns nach wie vor auf hohem Niveau.» Seit 2019 hätten sich die Zahlen verfünffacht.
Die Täter seien fast ausschliesslich junge Männer aus Maghrebstaaten im Asylverfahren oder mit negativem Asylentscheid. Zudem stelle die Kantonspolizei eine Diversifizierung fest: «Die Täter begehen zunehmend auch Einbruch-, Einschleich- und Ladendiebstähle.»
Betrachtet man die Zahlen auf Bezirksebene, so hat sich der Aargau sehr unterschiedlich entwickelt. In Kulm haben die erfassten Delikte gegenüber dem Vorjahr um über ein Drittel zugenommen (+34 Prozent). In Brugg dagegen nahmen sie um 22 Prozent ab. In dieser Statistik nicht einberechnet ist das Bevölkerungswachstum.
Auch auf Gemeindeebene steht Brugg mit dem besten Ergebnis da: Zum Vorjahr ergibt sich ein Rückgang von 34 Prozent der Straftaten. Auch in Obersiggenthal (-32 Prozent), Zurzach (-19 Prozent), Frick (-16 Prozent) und Strengelbach (-15 Prozent) bewegt sich die prozentuale Abnahme im zweistelligen Bereich. Auf der anderen Seite der Rangliste verzeichneten Reinach (+44 Prozent), Berikon (+44 Prozent), Rupperswil (+61 Prozent) und Seon (+67 Prozent) die grösste Zunahme an Straftaten.
Aarau mit den meisten Straftaten pro Einwohner
In der Gemeindestatistik wird auch die Häufigkeitszahl angegeben, sprich: wie viele Straftaten pro tausend Einwohner registriert wurden. Hier verzeichnet Aarau mit 123 den höchsten Wert, Untersiggenthal mit 26,5 den niedrigsten. In dieser Statistik relativiert sich das «gute Ergebnis» von Brugg in gewisser Hinsicht: Obwohl die Straftaten abgenommen haben, sind es mit 81,8 pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner immer noch relativ viele – Platz vier in der Aargauer Gemeinderangliste.

Bild: Dominic Kobelt
Wie Leupold an der Medienkonferenz erklärte, ist insbesondere in urbanen Gebieten vermehrt eine Hotspotbildung erkennbar. Solche Hotspots, etwa an den Bahnhöfen Aarau, Baden, Brugg und Wohlen, erforderten bei der Bekämpfung viele Ressourcen, so der Polizeikommandant. «Präsenz allein nutzt nichts. Man muss kontrollieren, Personen wegweisen, am Folgetag erneut kontrollieren – sonst sind diese Leute wieder genau an dem Ort, an dem sie nicht sein dürften.»