Sie sind hier: Home > Kantonsspital > Gesundheitsökonom Willy Oggier: «Das geht gar nicht, was wir beim Kantonsspital Aarau erleben»

Gesundheitsökonom Willy Oggier: «Das geht gar nicht, was wir beim Kantonsspital Aarau erleben»

Gesundheitsexperte Willy Oggier bezeichnet die Finanzspritze ans Kantonsspital Aarau (KSA) als «systemwidrig» und er glaubt nicht, dass alle Zentrumsspitäler in der Schweiz «too big to fail» sind.

Willy Oggier kennt das Schweizer und auch das Aargauer Gesundheitswesen. Der Experte hat sich bereits Ende November zum Finanzdebakel des Kantonsspitals Aarau (KSA) geäussert. Sein Urteil: Das KSA wolle zu viel und die Politik tue gut daran, sich alle Szenarien offenzuhalten – auch einen Bankrott.

Für den Regierungsrat hingegen ist klar, dass er das KSA mit 240 Millionen Franken aus der Kantonskasse retten will. Die Rettung sei «alternativlos». Ohne KSA wäre die medizinische Grundversorgung im Aargau nicht mehr gewährleistet, warnten Landammann Jean-Pierre Gallati und Finanzdirektor Markus Dieth.

Willy Oggier findet nach wie vor: «Es geht gar nicht, was wir beim KSA erleben.» In einem Interview mit dem Onlineportal Medinside bezeichnet er die Finanzhilfe als «systemwidrig». «Es kann doch nicht sein, dass der Steuerzahler dem Spital Geld hinterher schiesst, nur weil zu teure Spitalprojekte realisiert wurden», so der Gesundheitsökonom. Einem Privatspital würde man auch nicht Geld nachschiessen.

«Eine solche Politik lädt zum Verschwenden ein»

Es stelle sich in einem Kanton wie dem Aargau auch die Frage der Ungleichbehandlung, weil es andere private und öffentliche Spitäler im direkten Wettbewerb gebe. Oggier fragt sich, warum beispielsweise das Kantonsspital Baden nicht ebenfalls Geld bekommen soll, wo es doch einen guten Job gemacht und trotzdem keine Ebitda-Marge von zehn Prozent erreicht habe.

Für den Gesundheitsökonomen erschliesst sich nicht, dass das Spital, das zu grosszügig baut, Geld erhalten soll, während das andere, das effizient handelt, leer ausgehen soll. «Eine solche Politik lädt geradezu zum Verschwenden ein», sagt er im «Medinside»-Interview.

Für den Regierungsrat ist klar, dass das KSA «too big to fail» ist. Anders für Oggier. Er findet, «das wäre dann noch zu prüfen». Er glaube nicht, dass alle Zentrumsspitäler in der Schweiz «too big to fail» sind. Denn ein Problem der Zentrumsspitäler liege darin, dass viele von ihnen gerne Unispital spielen wollten. «Dabei sind ihre Einzugsgebiete viel zu klein.» Es ist ein Vorwurf, den Oggier auch dem KSA macht.

Der Bericht zur Finanzspritze ans KSA befindet sich aktuell in der Anhörung. Parteien und Verbände haben noch bis am 12. März Zeit, sich zu äussern. Danach verabschiedet der Regierungsrat eine Botschaft an den Grossen Rat. Das Parlament wird dann voraussichtlich im Mai oder Juni über die Finanzspritze entscheiden. Wird das Referendum ergriffen, entscheidet das Stimmvolk im November oder Dezember an der Urne.