«Die Rente reicht bei Vielen einfach nicht aus»: Demonstrierende in Aarau fordern 13. AHV-Rente
Wenn es um die Renten geht, zeigen die Älteren, dass nicht nur die Klimajugend demonstrieren kann. Rund 100 Menschen versammelten sich am Dienstagabend auf dem Aarauer Bahnhofplatz zum «Spaziergang für gute Renten», eine Demonstration für ein Ja am 3. März zur Initiative für eine 13. AHV-Rente. Die Weisshaarigen waren in der Mehrheit, aber keineswegs unter sich.
Aufgerufen zur Demonstration hatten die Aargauer Gewerkschaften, die SP und die Grünen, sowie der feministische Streik. Den Zeitpunkt des Abmarsches aber bestimmte die Polizei – schliesslich sollte die Demonstration mitten in der Stosszeit durch die Bahnhofstrasse führen. Der Verkehr in Richtung Westen kam zum Erliegen.
Aus Solidarität mit dabei
Kurz nach 17.30 setzte sich der Tatzelwurm in Bewegung, Ziel war das Kultur- und Kongresshaus. Mitspaziert ist Rebecca Wittwer Grolimund. Sie hat erst kürzlich das AHV-Alter erreicht, um ihr eigenes Auskommen geht es ihr aber nicht. Sie war lange in der Sozialen Arbeit tätig, erzählt sie. Dort habe sie erlebt, wie verwitwete oder alleinstehende Frauen Mühe hatten, über die Runden zu kommen. «Die Rente reicht bei Vielen einfach nicht aus», sagt sie. Deshalb setze sie sich für ein Ja zur Initiative ein.
Auch Elife Biçer nahm an der Demonstration teil, mit ihren beiden Kindern im Primarschulalter. «Kinder haben ein anderes Verständnis für die Sorgen der älteren Leute, denn es handelt sich dabei um ihre Grosseltern», sagt sie. Ungerechtigkeiten gingen ihnen noch näher. Hauptsächlich aus Solidarität spazierten sie mit. Elife Biçer geht es aber noch um etwas anderes: «Jede Generation muss sich mit der Altersvorsorge auseinandersetzen.» Denn irgendwann erreichten sie schliesslich alle das Rentenalter. Das wolle sie ihren Kindern mitgeben.
Auf dem Schlossplatz vor dem Kultur- und Kongresshaus betonte Silvia Dell’Aquila, Zentralsekretärin der Mediengewerkschaft SSM und Aarauer Stadträtin, warum sie sich für die 13. AHV-Rente einsetzt. Die Lebenshaltungskosten seien gestiegen, dem müssten die Renten nachkommen. Nichts anfangen kann sie mit dem Argument der Gegner, eine 13. AHV-Rente sei unfair, weil auch Bessergestellte davon profitierten. «Wo sind diese Stimmen, wenn es um Steuergeschenke für die Reichen geht?» fragte Dell’Aquila. Und erntete Applaus.
Existenzsichernde Renten für Alle
Den erhielt auch Aktivistin und SP-Grossrätin Mia Jenni. «Mega verlogen» sei es von der Gegner-Seite, jetzt die Ergänzungsleistungen als Mittel gegen zu tiefe AHV-Renten aufzuführen. Zumal diese per 1. Januar dieses Jahres gekürzt worden sind. Eine existenzsichernde Rente stehe aber allen zu, auch jenen, die das ganze Leben unbezahlte Betreuungsarbeit geleistet oder für wenig Lohn gekrampft haben. Denn: «Die Bevölkerung hat den Wohlstand des Landes gemeinsam erarbeitet.»