Von Menschen und Monstern: Diese Künstler erkunden die Grenze zwischen tierischem Ernst und Satire
Beim ersten Blick zeigt das Gemälde den Zürcher Paradeplatz. Doch bei genauerer Betrachtung erkennt man schnell, dass auch Gebäude aus anderen Städten wie New York oder Frankfurt eingefügt wurden. Und das ist nicht das einzige Ungewöhnliche: Statt Menschen tummeln sich wilde Tiere auf dem «Paradeplatz».
Die Collage wurde von der Malerin Pat Noser geschaffen, die 1960 geboren und in Biberstein aufgewachsen ist. Vor dem Gemälde, das «über s’Eck» an der Wand hängt, stehen vier weisse Männchen aus Wolle, die «Bonhommes». Der Begriff bezieht sich auf eine Schneemannfigur, das Maskottchen des Winterkarnevals in Québec. Nur haben diese «Bonhommes» kein fröhliches Gesicht, sondern nur ein Maul, das weit aufgerissen ist. Sie wirken sprachlos, vielleicht angesichts der Ereignisse in dieser von Geld und Macht regierten Welt. Das Häkelwerk stammt von Jürg Benninger, 1966 geboren und in Altdorf aufgewachsen.
Ein Panzer mit Dschungeltieren auf dem Dach
Die zwei Kunstschaffenden haben bewusst diese beiden Werke nebeneinander installiert. In ihrer Ausstellung im «Beletage», einem Zentrum für bildende Kunst im KiFF-Atelierturm in Aarau, treten Benninger und Noser gemeinsam in den Dialog, nachdem sie seine Arbeit im Jahr 2008 kennengelernt hatte. Gemein haben die beiden, dass sie in Biel arbeiten und leben. Und dass sie in ihrer Arbeit die Grenze zwischen Satire und Ernsthaftigkeit erkunden.
Die von Pat Noser mit Tusche und Gouache gemalten Bilder, die auf Fotografien beruhen, sind oft schwarz-weiss und enthalten nur eine dominierende Farbe, beispielsweise Pink oder Rot. Die subversiven Kunstwerke behandeln brandaktuelle weltpolitische Themen wie Umweltverschmutzung, globale Konzerne oder Krieg – zuweilen mit unerwarteten Wendungen. Das Werk «Dystopische Erinnerung» beispielsweise zeigt einen Panzer mit verschiedenen Dschungeltieren auf dem Dach.
Fantastische Wesen bevölkern seine Welt
Konträr dazu sind die aus Wolle gehäkelten Kunstwerke von Jürg Benninger verspielt und abstrakt. Einige sind Wandbehänge, andere Figuren, die im Innern mit Drähten verstärkt wurden, um sie aufrecht stehen zu lassen. Er widmet sich bereits seit über 20 Jahren der Erschaffung dieser Kunstwerke und arbeitet teilweise mehrere Jahre an einem.
Zahlreiche fantastische Wesen sind dabei zustande gekommen, zum Beispiel die Science-Fiction-artigen «Cow-Lady und das Zauberpony» oder eine Kreatur mit flammenden Augen und einer Art Rüssel, die, scheinbar brüllend, ihre Pranken ausstreckt, aber ironischerweise einen niedlichen Overall trägt, mit einem Knopf auf der Brust, auf dem «Sei tapfer» steht.
Jürg Benningers schrille imaginäre Welt wird von skurrilen Gestalten bevölkert, manchmal halb Mensch und halb Tier, und manchmal etwas Undefinierbares wie zum Beispiel freche Flugzeuge mit grünen Köpfen.
Das engagierte Team der Galerie lädt regelmässig eine Künstlerin oder einen Künstler ein, der oder die einen Bezug zum Aargau hat, und bittet sie oder ihn, sich mit jemandem für eine Ausstellung zu verbünden.