Weil es im Louvre regnet – Italien will «Mona Lisa» zurück
Die «Mona Lisa» ist das berühmteste Bild der Welt. Ein Meisterwerk von Leonardo da Vinci, gemalt im frühen 15. Jahrhundert. Sie ist eines der grossen Touristenmagnete in Paris, im grössten und mit jährlich neuen Millionen Menschen am besten besuchten Museen, dem Louvre.
Doch das Porträt einer Florentinerin ist aktuell auch ein heisses Thema in Italien, Kunstexperten und Museen fordern: Gebt uns «Mona Lisa» zurück! Die alte Begehrlichkeit geweckt hat ein internes Memo des Louvre-Direktors, das kürzlich in der Zeitung «Le Parisien» an die Öffentlichkeit kam.
Darin spricht Laurence des Cars über die baulich desolaten und konservatorisch verantwortungslosen Bedingungen für die Kunstwerke. Sie reichen offenbar so weit, dass mit Wasserschäden zu rechnen ist. Sanierungskosten von bis zu 900 Millionen Euro werden veranschlagt, um dem grössten Museum der Welt eine sichere Zukunft zu garantieren.
Eine Luxus-Suite für «Mona Lisa»
Umgehend hatte Präsident Emmanuel Macron auf die Vorwürfe reagiert, am Dienstag das Louvre besucht und publikumswirksam vor da Vincis Bild eine Rede gehalten. Unter dem Titel «Louvre – Nouvelle Renaissance» versprach er diverse Rettungsmassnahmen wie die Möglichkeit neuer Innenräume unter dem Hauptinnenhof des Museums. Zudem soll ein zusätzlicher Eingang die Glaspyramide entlasten.
Der neue Zugang soll exklusiv in einen Saal führen, der einzig für da Vincis populärstes Gemälde reserviert sei. Eine Suite für «Mona Lisa»! Eröffnet werden soll sie 2031, kosten dürfte sie gegen 400 Millionen Euro. Der Architekturwettbewerb für das Zutrittsportal wird Ende des Jahres ausgelobt.
Wer für die Kosten der «Nouvelle Renaissance» des Louvre aufkommen soll, blieb der Präsident der Presse schuldig. Wie bei der Renovation der Notre-Dame und des Centre Pompidou werden ähnliche Sanierungen lediglich zu einem geringen Bruchteil vom Staat finanziert. Um dem Finanzbedarf Abhilfe zu verschaffen sind bereits erhebliche Preissteigerungen der Tickets im Gespräch. Davon betroffen sind allerdings ausschliesslich Nicht-EU-Bürger.
Forderungen aus Mailand werden laut
Macrons Verlautbarung aktiviert in der italienischen Kunstszene einen alten Traum. Das Bild eines italienischen Grossmeisters gehöre nach Italien. Insbesondere in der Lombardei wurden Stimmen laut, die die Heimkehr der «Mona Lisa» forderten. Die «Gioconda», wie sie dort heisst, würde idealerweise in Mailand ausgestellt, der Stadt in der da Vinci 17 Jahre gelebt und gearbeitet hat. Zu seinen Werken für den Mailänder Hof gehört unter anderem das berühmte «Abendmahl».
Auch temporär, während der Renovationsarbeit im Louvre würde man die «Mona Lisa» in Mailand willkommen heissen, sagte die Mailänder Stadträtin Francesca Caruso in Gesprächen mit internationalen Zeitungen. Carusos Apel nimmt ein Begehren des ehemaligen italienischen Kulturministers Geannaro Sanguliano auf. Dieser war zwar im Herbst über eine Liebesaffäre mit einer Influencerin gestolpert, doch seine Forderungen wird von amtierenden Politikern und Wissenschaftern unterstützt, die die Rückgabe des «gestohlenen» Bildes fordern.
Fast ein patriotischer Kunstraub
Das Ansinnen der Repatriierung der «Mona Lisa» ist so alt wie der Umstand, dass das Gemälde 1516 in den Besitz des französischen Königs überging. Der junge Franz I. und der sechzigjährige Universalgelehrte waren sich freundschaftlich verbunden. Deshalb ging Leonardo auf das Angebot des Königs ein, seinen Alterssitz nach Frankreich zu verlegen. Mit lediglich drei Gemälden verliess er Italien, darunter das als «Mona Lisa» bekannte «Bild einer Florentinerin».
1911 stand die Rückführung der «Mona Lisa» tatsächlich kurz vor der Umsetzung. Der Italiener Vincenzo Peruggia, damals im Louvre angestellt, wickelte das Bild kurzerhand in seine Jacke und verliess damit unbehelligt das kaum gesicherte, frei zugängliche Haus. Zwei Jahre dauerte die Suche, sogar Pablo Picasso stand kurzzeitig unter Verdacht. Man fand das Gemälde schliesslich in Peruggias kleinem Pariser Appartement. Das Motiv des Täter: Heimatliebe.