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«Miserables Pflanzenbaujahr»: Nasses Wetter macht den Bauern zu schaffen

Kaum ein Tag verging zuletzt, ohne dass Regen fiel. Die Kartoffeln gedeihen bei diesem Wetter gut – genauso wie Pilzkrankheiten. Laut dem Bauernverband wird 2024 für viele Ackerkulturen ein unterdurchschnittliches Jahr.

Viel Regen, wenig Sonne, kaum heisse Temperaturen: Was einigen Sommer-Liebhabern in den vergangenen Wochen aufs Gemüt schlug, macht vielen Bauern und Bäuerinnen ernsthafte Sorgen. «2024 wird wohl als miserables Pflanzenbaujahr in die Statistiken eingehen»,schreibt der Schweizer Bauernverband in seinen «SBV-News».

Das nasse Wetter sei sehr schwierig für die Bauernbetriebe, erklärt Sandra Helfenstein, Sprecherin des Bauernverbands. 2024 werde für viele Ackerkulturen ein unterdurchschnittliches Jahr sein – und zwar mengen- wie qualitätsmässig.

«Nasse Jahre sind aufgrund des grossen Krankheitsdrucks immer relativ schlechte Jahre für den Pflanzenbau.» Für eine Schätzung der Ernteverluste sei es aber noch zu früh, da die Ernten erst anstehen oder erst vor kurzem begonnen haben.

Beim Futterbau wiederum bereiteten die schlechten Erntebedingungen Grund zur Sorge. «Das ist das zweite grosse Problem», so Helfenstein: Die Felder seien aufgrund der Nässe praktisch nicht befahrbar. Das schränke nicht nur die Feldarbeiten ein, sondern auch die Erntearbeiten.

Ein drittes Problem sieht der Bauernverband beim Pflanzenschutz. Viele Pflanzenschutzmittel seien aus dem Verkehr gezogen worden, ohne dass valable Alternativen zur Verfügung stünden, kritisiert er.

Grosse Ausfälle bei Bio-Kartoffeln erwartet

Das nasse Wetter begünstigt Pilzkrankheiten, die beispielsweise den Kartoffeln zu schaffen machen. Niklaus Ramseyer, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten, spricht von einem «anspruchsvollen Jahr» für die Kartoffelproduzenten.

«Das milde, regnerische Wetter gefällt den Kartoffeln, sie wachsen gut», sagt er. Doch leider gelte das auch für Pilzkrankheiten. «Vor allem die Kraut- und Knollenfäule macht uns dieses Jahr Probleme, sie trat so stark auf wie noch nie. Ohne Pflanzenschutzmittel hätten wir auf vielen Feldern einen Totalausfall erlitten», sagt er. Inzwischen habe sich die Situation aber etwas entspannt.

Auf die Ernte hat das Wetter bislang nur einen geringen Einfluss: Sie sei bisher qualitativ und mengenmässig gut ausgefallen, sagt Ramseyer. Das gilt allerdings nur im konventionellen Anbau. «Bei den Bio-Kartoffeln, wo nur Kupfer gegen die Kraut- und Knollenfäule eingesetzt werden kann, sind die Ausfälle sehr gross.»

Hoffen auf trockenes Wetter

Das Wetter beschert auch den Gemüsebauern mehr Arbeit. Die Pflege der Felder und die Ernte seien wegen der Nässe mit Mehraufwand verbunden, erklärt Markus Waber, stellvertretender Direktor beim Verband Schweizer Gemüseproduzenten. Mit grösseren Ausfällen sei aber nicht zu rechnen. Gemüse, das im Gewächshaus angebaut werde, sei von der Nässe nicht betroffen, betont er.

Auch beim Obst- und Beerenbau werden die Produzentinnen und Produzenten durch das unbeständige Wetter stark herausgefordert, wie Chantale Meyer vom Schweizer Obstverband sagt. Bei den Erdbeeren seien beispielsweise zur Erntespitze in gewissen Regionen ganze Felder unter Wasser gestanden.

Wie sich das Wetter auf die Erntemengen im Obst- und Beerenbau auswirke, lasse sich noch nicht sagen. Nicht alle Kulturen seien gleich betroffen. Bei den Strauchbeeren beispielsweise sei man aktuell «überaus zufrieden» mit der Qualität der Früchte.

Die Landwirte hoffen jetzt auf schönes Wetter. Um das Getreide und den Raps zu ernten, sollte es möglichst über mehrere Tage bis zu einer Woche trocken und warm sein, wie Sandra Helfenstein vom Bauernverband sagt. Ob Petrus da mitmacht? Zumindest bis und mit Samstag prognostizieren die Wetterdienste trockenes, heisses Sommerwetter.