Sie sind hier: Home > Landwirtschaft > Trotz Bauernprotesten und wenig Ferien: Die Landwirte sind mit ihrem Leben zufrieden

Trotz Bauernprotesten und wenig Ferien: Die Landwirte sind mit ihrem Leben zufrieden

Ihre Unzufriedenheit haben die Bauern bei den Protesten diesen Frühling deutlich gezeigt. Doch alles in allem sind sie mit ihrem Leben ganz zufrieden. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Agrarbericht 2024.

Jedes Jahr trägt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) einen Agrarbericht zusammen – ein dickes Werk mit allerlei Zahlen. Fünf Erkenntnisse aus dem am Donnerstag publizierten Bericht:

Bauern sind ähnlich zufrieden mit ihrem Leben wie wir alle

Die Arbeit der Bauern ist hart, die Belastung hoch. Zwei Drittel der Männer aus der Landwirtschaft arbeiten laut Agrarbericht 50 und mehr Stunden pro Woche. Ferien gibt es selten: Durchschnittlich bezogen die Männer aus der Landwirtschaft knapp sieben Tage Ferien pro Jahr, die Frauen fünf.

Dennoch sind sie laut einer Umfrage ähnlich zufrieden mit den Arbeitsbedingungen und ihrem aktuellen Leben wie der Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung. Der Wert liegt sogar leicht höher.

Das Hofsterben geht weiter

Es ist keine Überraschung: Auch 2023 nahm die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe ab, um 625 auf 47’719. Gleichzeitig werden die Höfe grösser. Fast jeder vierte Betrieb verfügt inzwischen über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von über 30 Hektaren (also mehr als 42 Fussballfelder).

Die Tierbestände blieben derweil gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich. Zwar gibt es etwas weniger Schweine und Milchkühe, dafür aber beispielsweise mehr Mastpoulets und Schafe.

Die Umweltbelastung ist in den letzten Jahrzehnten gesunken

Diesen Punkt hob das BLW besonders hervor: Seit 1990 hat sich die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft verringert. Die Landwirtschaft habe sich in diesen Bereichen deutlich verbessert, sagt Amtsdirektor Christian Hofer vor den Medien. Er räumte gleichzeitig ein, dass noch Herausforderungen blieben. Laut Bund ist dies insbesondere bei den Verlusten von Stickstoff sowie bei den Treibhausgasemissionen der Fall. Der Vergleich mit 1990 kann zudem trügerisch sein: Zum Teil wurden vor allem in den 1990er Jahren deutliche Verbesserungen erzielt.

«Über die letzten dreissig Jahre hat sich die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft deutlich verringert», sagt Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft.
Bild: Anthony Anex/Keystone

Bei den Pflanzenschutzmitteln sieht das Bundesamt für Landwirtschaft ebenfalls eine positive Tendenz, auch wenn nicht alle Ziele erreicht wurden: Die Risiken für die Umwelt seien reduziert worden, die neuen freiwilligen Direktzahlungsprogrammen zur Reduktion von Pestiziden würden rege genutzt.

Ganz anders beurteilt die Naturschutzorganisation Pro Natura die Lage. «31 Jahre nach Einführung der Direktzahlungen ist immer noch keines der 13 Umweltziele der Landwirtschaft erfüllt», kritisiert Agrarpolitikexperte Marcel Liner. Daran ändere auch die «beschönigende Kommunikation» des BLW nichts. Gesamtschweizerisch gebe es zwar punktuelle Verbesserungen, doch die Probleme seien nach wie vor gross.

Höhere Preise für Konsumenten und Produzenten

Der Bericht bestätigt, was viele schon im Portemonnaie gespürt haben: Konsumenten und Konsumentinnen zahlten 2023 für manche Produkte mehr als im Vorjahr, etwa für Milch, Mehl und Eier. Auch die Produzentenpreise stiegen im Durchschnitt. Die Bauern ihrerseits leiden unter den höheren Produktionskosten. Wie die Rechnung am Schluss für sie aufgeht, ist unklar: Zur wirtschaftlichen Situation der Landwirte liefert der Agrarbericht keine Angaben. Nächste Woche soll das Forschungszentrum Agroscope dazu Zahlen vorlegen.

Selbstversorgungsgrad steigt dank der pflanzlichen Produktion

Der sinkende Selbstversorgungsgrad macht dem Schweizer Bauernverband seit Jahren Sorgen. Nun gibt es eine gute Nachricht: Zuletzt hat sich die Quote leicht erhöht. 2022 betrug sie brutto 53 Prozent – gegenüber 52 Prozent im Vorjahr. Der leichte Anstieg ist auf eine Zunahme der pflanzlichen Produktion zurückzuführen.