Auf magische Davoser Nacht folgt ein Abend des Schweizer Katzenjammers
Der Schneefall zauberte einen Hauch Romantik über den Davoser Weihnachtsmarkt. Der Glühwein floss in Strömen, die Besucher verbreiteten gute Stimmung auf dem Davoser Seehofseeli, wo die herzigen Marktstandhäuschen für eine wahre Winteridylle sorgten.
Einige hundert Meter entfernt, am Langlauf-Weltcup beim Bünda-Übungslift, blieb die Stimmung trotz Winterwunderpracht gedämpft. Das lag weniger daran, dass bei Frauen wie Männern in der Frage nach dem Tagessieg zum wiederholten Mal im Langlauf-Sprint keine Spannung aufkam. Der Norweger Johannes Hoesflot Klaebo und die Schwedin Jonna Sundling unterstrichen ihre Sonderstellung, gewannen beide bereits den Prolog überlegen und liessen bis zum Endspurt des Finals nie nur ansatzweise etwas anbrennen.
Stimmungskiller waren am Samstagabend ausgerechnet die Schweizer Heldinnen und Helden des Freitags. Mit dem zweiten Platz von Valerio Grond und Janik Riebli bei den Männern sowie dem dritten Rang von Nadine Fähndrich und Anja Weber bei den Frauen hatte das Nordisch-Team von Swiss-Ski zum Auftakt des 50-Jahre-Jubiläums des Davoser Langlauf-Events 24 Stunden zuvor ein wahres Feuerwerk gezündet.
Nadine Fähndrich mit Verspätung zum Interview
Es gelang allerdings nicht, diese Euphorie für den Einzelsprint zu konservieren. Das Quartett musste die Segel ausnahmslos bereits in den Viertelfinals streichen. Und zwar jeweils überraschend deutlich. Es ging nicht um Fotofinish und Hundertstelsekunden, es fehlten Meter und Sekunden. Auf den ersten Blick unerklärlich.
Wie erklärten die geschlagenen und allesamt schwer enttäuschten Protagonisten den Rückschlag? Nadine Fähndrich liess sich über eine Stunde Zeit, bis sie sich nach dem Zieleinlauf den Fragen der Journalisten stellte. Man machte sich bereits Sorgen zur Schweizer Teamleaderin.
Als die Eigenthalerin in die Mixed Zone kam, wirkte sie gefasst. «Es ist eine grosse Enttäuschung. Ich mag mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal im Skatingsprint den Halbfinal verfehlt habe. Ich war nicht ganz frisch», sagte die Luzernerin. Sie habe das Gefühl, auch der Ski habe dabei nicht geholfen, aber es gelte jetzt, alles genau zu analysieren und zu schauen, welche Lehren sie aus dieser Enttäuschung ziehen könne.
Nun freut sich Riebli auf die Kühe im Stall
Valerio Grond sprach von einem von A bis Z verkorksten Viertelfinal. Er habe schon das erste Mal dumm geschaut, als er sich nach dem Start nur als Sechster und Letzter einreihte. Auch sein Versuch, im letzten Anstieg Plätze gut zu machen, blieb nicht von Erfolg gekrönt. «Es war einfach nur schlecht. Es war ein spezielles Rennen – es lief mir schlicht nicht.»
Janik Riebli sagte, dass seine Beine bereits seit dem Morgen schwer waren und er womöglich nicht das optimale Material hatte. «Der Ski biss extrem.» Der zu diesem Zeitpunkt bereits abgehängte Obwaldner sagte, er habe überlegt, nach dem letzten Anstieg dem Publikum Applaus zu spenden, «aber dann dachte ich, vielleicht stürzen in der Zielkurve ja alle fünf Läufer und es reicht mir doch noch für den Halbfinal.»
Nüchterner fiel seine Analyse zum insgesamt enttäuschenden Teamauftritt aus: «Wir sind halt noch nicht auf einem Niveau, wo wir an einem Wochenende in drei Rennen aufs Podest laufen können. Der Event in Davos ist für uns ein sehr emotionaler Höhepunkt und der Freitag war ein grosses Highlight. Das machte es nicht einfacher», sagte der 26-Jährige.
Nun freut sich Riebli auf die Reise nach Giswil in den elterlichen Bauernhof. Er sei seit zwei Monaten nicht mehr zuhause gewesen. «Ich freue mich auf die Arbeit im Stall und die Energie, die mir diese gibt.»