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Deutsche Bundesvorsitzende der Grünen auf Stippvisite bei Fricktaler Milliardenprojekt

Hat Laufenburg die Lösung für eines der wichtigsten Probleme der Energiewende gefunden? Die deutsche Bundesvorsitzende der Grünen, Franziska Brantner, lässt sich vom Fricktaler Unternehmer Marcel Aumer dessen Batterie-Pläne erläutern.

Wenn einige Tage vor einer entscheidenden Wahl die Vorsitzende einer deutschen Regierungspartei zusammen mit einem Landtagsabgeordneten und einem Bundestagskandidaten eine Stippvisite in eine Schweizer Stadt mit knapp 3900 Einwohnern und Einwohnerinnen unternimmt, dann braucht das einen triftigen Grund. In der Tat: Die Grünen-Bundesvorsitzende Franziska Brantner, der Landtagsabgeordnete Niklas Nüssle und der Bundestagskandidat Jan-Lukas Schmitt sind wegen der weltgrössten Speicherbatterie nach Laufenburg gekommen.

Die will hier der Unternehmer Marcel Aumer errichten. Dazu ein Rechenzentrum für künstliche Intelligenz. Die Milliardeninvestition soll bis zu 300 Arbeitsplätze schaffen, die Region mit Fernwärme versorgen, die Stromversorgung sichern. Es klingt fast nach dem Ei des Kolumbus, was der Schweizer Aumer seinen deutschen Gästen da eine Stunde und 15 Minuten lang vorträgt.

Seit fast 150 Jahren gibt es Redox-Flow-Batterien

Speicher sind einer der Knackpunkte der ökologischen Energiewende. Aus Wind und Sonne gewonnenen Strom gibt es nur zu viel – oder zu wenig. Scheint die Sonne und bläst der Wind, dann ist mehr Energie verfügbar, als gebraucht wird, bei Flaute zu wenig. Könnte überflüssiger Strom massenhaft gespeichert und in Mangelzeiten angezapft werden, wäre dieses Problem kein Problem mehr.

Die Lösung dafür sieht Marcel Aumer in einer fast 150 Jahre alten Technologie. 1879 wurde in den USA eine Batterie zum Patent angemeldet, die elektrische Energie in flüssigen Elektrolytlösungen speicherte, die in zwei getrennten Behältern gelagert und über eine galvanische Zelle in Strom zurückverwandelt werden konnten. 140 Jahre später erforscht unter anderem das Fraunhofer-Institut, ob sich Redox-Flow-Batterien als Energiegrossspeicher der Zukunft eignen.

Aumer ist sich da bereits sicher. Er will in Laufenburg 960 doppelwandige Tanks mit 260 Millionen Liter Elektrolytflüssigkeit bauen. 240 Meter lang und 80 Meter breit soll die Riesenbatterie werden, 30 Meter in die Höhe ragen und 25 Meter tief in den Untergrund reichen. «Ich brauche grosse Tanks. Je grösser, umso länger kann ich Energie speichern», sagt Aumer.

Fünfmal so viel Leistung wie ein Wasserkraftwerk

Welche Elektrolytflüssigkeit verwendet werden soll, das will Aumer noch testen. «Wir haben genügend Zeit zu forschen.» Im Sommer 2028 soll die Batterie ans Netz gehen und es dann auf mehr als 500 MW Leistung und über 1,2 GWh Kapazität bringen. Zum Vergleich: Das Wasserkraftwerk Laufenburg kommt auf 106 MW Leistung, seine Turbinen versorgen etwa 200’000 Haushalte mit Strom.

Laufenburg bietet sich in Aumers Augen als Standort für die Riesenbatterie an, weil hier ein grosses Schaltfeld betrieben wird. Bis 2018 regelte die Swissgrid von ihrer Laufenburger Schaltzentrale aus die Stromversorgung in der Schweiz und im südlichen Europa. Der richtige Ort, um eine Batterie zu bauen, die im grossen Stil Strom aus dem Schweizer und europäischen Netz aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben soll. Quasi nebenher soll ein 20’000 Quadratmeter grosses KI-Rechenzentrum betrieben und dessen Abwärme als Fernwärme an Industriebetriebe und Kommunen in der Schweiz und Deutschland weitergegeben werden und klimaschädliches Gas ersetzen.

«Wir sind kein grosser Energiekonzern und treten vielen auf die Füsse», sagt Aumer über Flexbase, die Firma, die er gründete, um seine Pläne zu realisieren. Auf Brantners Frage, woher die finanziellen Mittel kommen sollen, antwortet Aumer: «Das wird mit Private Equity aus der DACH-Region finanziert.» Konkreter will er nicht werden.