Wenige Minuten nach Mitternacht am Freitag verschickte die Lenzburger SVP-Grossrätin und Einwohnerrätin Brigitte Vogel eine Medienmitteilung, die zu der offenen und direkten Art der 54-Jährigen passt: «Sofortiger Rücktritt aus dem Grossen Rat des Kantons Aargau – und dies nicht freiwillig, sondern aus gesundheitlichen Gründen», schreibt sie. Und sie geht offen damit um, was ihr passiert ist: «Die Diagnose Krebs ist bitter und sehr einschneidend. Ich werde die vorhandene Kraft für die Bewältigung der Krankheit einsetzen und dem Tumor die Stirn bieten.»

Der Rücktritt falle ihr nicht leicht und sie bedaure diesen Schritt sehr, so Vogel. «Die Freude war sehr gross nach den Wahlen und dem grossen Sprung vom letzten Listenplatz in den Grossratssaal nach Aarau. Ich bin dankbar dafür, dass ich für eine gewisse Zeit am politischen Leben teilhaben durfte, es war eine lehrreiche Zeit.»

In den vergangenen drei Jahren habe sie viele Erfahrungen sammeln und gute Beziehungen über die Parteigrenzen hinaus pflegen dürfen. «Gerne hätte ich mich weiterhin für die Aargauer Bevölkerung eingesetzt und für einen starken Kanton Aargau. Es stehen verschiedene Herausforderungen im Kanton an, welche von den Volksvertretern mit der nötigen Weitsicht gemeistert werden müssen; zum Wohle aller.» Der Aargau sei für sie ein sehr lebenswertes Daheim geworden, obwohl ihre Heimat das Glarnerland bleibe. «Dieses Umfeld gilt es auch für die nächsten Generationen zu bewahren, aber auch zu gestalten.»

Brigitte Vogel ist Gartenbau- und Wirtschaftsingenieurin sowie Bäuerin, unterrichtet an der Berufsschule Lenzburg und leitete früher das Berufsbildungszentrum Lenzburg. Auf Anfrage bestätigt Vogel, dass sie nicht nur ihr Grossratsamt, sondern auch jenes im Lenzburger Einwohnerrat per sofort niederlege. Den Einwohnerrat durfte sie 2018 als höchst Lenzburgerin präsidieren. Die Nachfolge in beiden Räten sei in Vorbereitung, sagt Brigitte Vogel. Für den Grossen Rat sind bei der SVP Beat Fehlmann (Möriken-Wildegg) und dann René Fiechter (Hunzenschwil) als nächste auf der Liste, für den Einwohnerrat Maurice Humard und dann Stefan Haas.

«Mit einer gewissen Wehmut werde ich das politische Geschehen aus der Distanz weiterverfolgen», schliesst Vogel ihre Medienmitteilung. Dem Kantonsparlament gehörte sie drei Jahre an, dem Einwohnerrat schon seit 2010. In Lenzburg kenne sie fast jeder, sagte sie in einem AZ-Portrait 2018, «natürlich nicht unbedingt mich persönlich, aber als die Frau hinter dem Gofi mit den Rindviechern.» Was sie nicht selber sagte, aber eine Tatsache ist: Vogel ist weit über die Parteigrenzen hinaus sehr beliebt.