Ein Hut, ein Stock, zwei Murmelbahnen – und viele Spukgeschichten
Vor dem Museum Burghalde in Lenzburg steht ein Jäger aus Holz. Die Murmel, die man zuvor im Museum für zehn Franken gekauft hat, kann man ihm nun in den Hut stecken. Sie umrundet seinen Körper von innen und kommt bei seinen Füssen wieder heraus. Acht dieser Holzfiguren stehen in der Altstadt verteilt. Mit dem Jäger beginnt die Murmelbahnum den Goffersberg herum. Wir haben sie ausprobiert.
Der ganze Murmel-Rundweg beträgt eineinhalb Kilometer, beginnt beim Schlossweg – und ist sehr steil. Auch die Treppenstufen des «Himmelsleiterli» warten weiter oben bereits auf einen sportlichen Aufstieg, bevor man die erste Rätsel-Murmelbahn erreicht.
Oben angekommen, findet man die «Balancebahn», bei der man die Murmel vom Start bis ins Ziel durch ein Labyrinth balancieren muss. Auf einer Bank daneben sitzt eine Holzfigur, über die man sich eine Sage anhören kann. Dafür scannt man den QR-Code mit dem Handy, der neben der Figur an einem Holzstamm befestigt ist.
Der malerische Spaziergang macht zunächst eine Schlaufe entlang dem Gofiweg bis zur nächsten Bahn. Dort ist ein Murmel-Wettrennen angesagt: Zwei Kugeln können gleichzeitig zwei verschiedene Holzbahnen runterrollen. Stets das Schloss Lenzburg im Blick führt der Murmel-Rundgang zum Spielplatz «Schloss Waldegg». Dort setzt man Holzteile zu einer eigenen Bahn zusammen und testet das Konstrukt mit der Murmel.
Der Abstieg vom Gofi zurück in die Stadt folgt dem Schlossweg. Unten wartet der Flipperkasten. Hier kann man vier Kugeln auf einmal runterlassen und so wieder ein Wettrennen machen. Am Ende des Rundgangs befindet sich bei der Dépendance Seifi eine letzte Murmelbahn: Ein Holzviereck hängt an der Wand, in das man durch eine Öffnung die Kugel reinlassen kann. Dieses Viereck kann man dann drehen, um die Kugel zum richtigen Ausgang zu führen.
Alle Stationen haben einwandfrei funktioniert und boten eine kreative Ergänzung zum Spaziergang um den Schlossberg herum. Allerdings ist gute Kondition gefragt: Der Fussweg der Geschicklichkeits-Murmelbahn dauert ohne Pause ungefähr eineinhalb Stunden.
Eine kleinere Runde bietet der zweite Murmel-Spaziergang durch Lenzburgs Altstadt: Bei diesem purzeln die Kugeln – wie anfangs beim Jäger – durch den Körper verschiedener Holzfiguren. Die menschengrossen Holzstatuen stellen Personen dar, die in alten Lenzburger Spukgeschichten schon vorkamen. Sie sind angelehnt an das 1923 erschienene Buch «Aus einem alten Nest» von Nold Halder, dem Lenzburger Sagensammler und Bibliothekar.
Manche der sorgfältig geschnitzten Figuren haben einen schaurigen Gesichtsausdruck – fast so schaurig wie die alten Geschichten dahinter. So steht beispielsweise das «Pestmännchen» im Rathausgässli, das die Pest in Lenzburg verbreitete und so wild wie nie zuvor wüten liess. Neben den Holzfiguren steht jeweils eine Hörstation, bei der die Gruselgeschichte dazu über einen QR-Code angehört werden kann.
Diese Hörstationen sind eine Ergänzung zur Sonderausstellung«Sagenzauber» in der Dépendance Seifi. Dort werden die alten Sagen von Nold Halder mit künstlicher Intelligenz und Augmented Reality zum Leben erweckt. Auch Sagen zum Lesen befinden sich verstreut auf beiden Runden.
Die 15 Hörstationen sind teilweise willkürlich verteilt und folgen keiner bestimmten Reihenfolge. Einige gehören zu den Figuren, andere trifft man mitten auf beiden Murmelbahn-Rundgängen an, wieder andere stehen für sich alleine irgendwo in der Altstadt. Um diese zu finden, kann man der Karte folgen, die im Museum Burghalde ausgehändigt wird. Dieser Plan ist auch online ersichtlich.