Gratis-Fotoshooting für beeinträchtigte Kinder: «Das ist das ehrlichste Lächeln, das ich als Fotograf bekommen kann»
Als die erste Anmeldung kam, musste er sich erst einmal sammeln. Er klappte den Laptop zu, nahm sich eine halbe Stunde, um durchzuatmen, und antwortete dann. Mit dem sicheren Gefühl: Alleine dafür hatte sich alles schon gelohnt.
Er, das ist Fabio Confessore. Alles, das ist ein Herzensprojekt, das er mit dem Fotoclub Lenzburg durchführt: ein kostenloses Fotoshooting für 50 beeinträchtigte Kinder und deren Familien, in einem grossen Bällebad mit über 30’000 Plastikkugeln. Und das erste Mail, das kam von einer Familie mit einem einjährigen Sohn. Er werde, so schrieben sie, wohl keine zwei Jahre alt werden, werde bereits jetzt palliativ behandelt. Umso wichtiger sei es für sie, so viele schöne Erinnerungen zu sammeln wie nur irgend möglich. «Ich habe schon wieder Gänsehaut», sagt Confessore, als er von der Nachricht erzählt.
Das Becken ist schon da
Zur Idee inspiriert haben den Fotografen mehrere Dinge. Einmal sein Gottimeitli, das in einer Institution für beeinträchtigte Menschen arbeitet. Als sie einmal einen Fotorahmen aus dem Studio ihres Göttis mitnahm und ein Shooting mit den Klientinnen und Klienten durchführte, faszinierte ihn die ehrliche Freude der Abgelichteten.
Auch Confessore selbst hat diesen Moment schon erlebt: Am Jugendfest fotografiert er jeweils den Umzug, auch die Heilpädagogische Schule ist immer dabei. Einmal seien die Eltern eines beeinträchtigten Mädchens zu ihm gekommen und hätten ihn gebeten, sie zu fotografieren. Er tat das sehr gerne und sagt: «Das ist das ehrlichste Lächeln, das ich als Fotograf bekommen kann.»
Und dann ist da noch die Tatsache, dass er in seinem Studio sowieso eine Art grosses Becken baut. Für Wasser-Shootings, mit Regendusche oder seitlichem Wasserstrahl. Da kam die Idee auf: Wäre es nicht grossartig, das Ganze mit Plastikbällen zu füllen?
Gesagt, getan – was nun einfacher klingt, als es ist. Rund 20’000 Franken wird das Projekt voraussichtlich kosten. «Sponsoren und Sponsorinnen sind herzlich willkommen», meint Confessore. Durchgeführt wird das Shooting aber so oder so.
«Jeder Ball zählt»
Nebst dem Equipment, das der Fotograf bereitstellt, den freiwilligen Helfenden, den Bilderrahmen, dem Fotopapier, der Verpflegung für die Familien, dem Goodie-Bag und so weiter ist da noch ein Kostenpunkt: die Bälle. 20’000 hat Confessore bei einem Grosshändler bestellt, sie kamen in Netzen à 100 Stück bei ihm an. Der Schelm schlägt durch, wenn der Fotograf lachend erzählt, wie er die Bälle in grosse Kartonschachteln à 4400 Stück verpackt hat. Und einmal eine der Schachteln unten nicht zugeklebt war – beim Anheben rollten alle 4400 Bälle davon und verteilten sich in gefühlt jeden Winkel des Fotostudios.
Weitere Plastikbälle hat er auf Verkaufsplattformen ersteigert und von Privaten gespendet bekommen. «Jeder Ball zählt», sagt der Fotograf. Vor dem Gebrauch wird er die Plastikbälle noch waschen und nach dem Shooting am 18. und 19. November wird er sie wohl in seinem Studio einsetzen.
Bisher haben 18 Familien Interesse für das Shooting angemeldet – aus der ganzen Schweiz, mit Kindern allen Alters und den verschiedensten Beeinträchtigungen. Eine weitere Nachricht sei sehr berührend ehrlich gewesen: ein Paar, das gut verdient, zwar anfragte, aber auch fand, es wolle niemandem einen Platz wegnehmen, der sich solche Erlebnisse sonst nicht leisten könnte. «Ich schätze diese Offenheit», sagt der Fotograf. Er versuche möglich zu machen, dass sie am Shooting teilnehmen können. «Es geht darum, schöne Erinnerungen zu schenken», sagt er. Den Kindern, aber auch der ganzen Familie.