«Alpensinfonie» für Jung und Alt: Die Saisoneröffnung des Luzerner Sinfonieorchesters bietet Programm für alle
Nach der Sommerpause – unterbrochen nur von einem energiegeladenen Beethoven-Abend im Rahmen des Lucerne Festivals – meldet sich das Luzerner Sinfonieorchester mit einem ganzen Maroni-Tütchen an Programmpunkten zurück. Wer lieber – zumindest lautstärketechnisch – sanfter ins Geschehen startet, wird am Sonntag, 15. Oktober an der Kammermusik-Matinée im Orchesterhaus unter anderem mit César Francks Klavierquintett beglückt. Am Mittwoch wird dann stark aufgedreht. Mit Richard Strauss’ «Alpensinfonie», einer sinfonischen Dichtung von einer Stunde Länge, die eine Bergwanderung des jungen Strauss musikalisch verarbeitet, taucht das Luzerner Sinfonieorchester gleich zu Beginn seiner Saison ins spätromantische Repertoire und damit auch in die ganz grossen Orchesterbesetzungen ein. Wohl ein Statement für die Zukunft.
«Das Luzerner Sinfonieorchester hat 73 Mitglieder, Richard Strauss verlangt bei seiner Komposition aber mindestens 107 Musikerinnen und Musiker, im besten Fall sogar 129 oder mehr», wie das Orchester in den Unterrichtsmaterialien zum Stück schreibt. Wird jetzt neu das Publikum beschult? Keineswegs, denn am Mittwochvormittag vor der abendlichen, festlichen Saisoneröffnung lädt das Orchester erneut Schulklassen, rund 750 Schülerinnen und Schüler, zum moderierten Probenbesuch im KKL ein. Ebenfalls zur Musikvermittlung gehört der Drum Circle am Donnerstagabend im Orchesterhaus, der von 8 bis 100 Jahre an alle unabhängig vorhandener oder nicht-vorhandenen^r Vorkenntnisse gerichtet ist.
Was neben so viel Rahmenprogramm beinah vergessen geht: Das grosse Eröffnungskonzert selbst. Mit Mozarts Ouvertüre zur Oper «Don Giovanni» geht es bereits zum Einstieg um einen Herrn, der es mit den christlichen Werten nicht so genau nimmt. Die ersten Skizzen zum Violinkonzert kritzelte der 17-jährige Richard Strauss während des Mathematikunterrichts, das Endresultat wird mit Renaud Capuc(Zeichen? c unten mit 5)on als Solist zu hören sein. Den fulminanten Abschluss macht Strauss’ Alpensinfonie. Zwischenzeitlich mit «Der Antichrist. Eine Alpensinfonie» betitelt, bezog sich Strauss damit wie «Also sprach Zarathustra» auf ein Werk Nietzsches. In «Der Antichrist» kritisiert dieser die Werte des Christentums. Auch sein Natur-Denken, das In-Musik-fassen von Naturphänomenen wie Nebel oder Sonnenstrahlen, bewunderte der junge Strauss. Kein purer Postkartenkitsch also, mit Sicherheit aber ein monumentales Erlebnis.