
Schminken wie ein Profi: Das sind die häufigsten Fehler – und so vermeiden Sie diese
Ein Grossteil der Frauen und immer mehr Männer machen es täglich – sie schminken sich. Die Motivation ist so vielfältig wie das Angebot an Lidschatten, Lippenstift und Co.: Die einen tun es, um sich zu verschönern oder in eine Rolle zu schlüpfen, die anderen, weil sie Spass daran haben. Doch so viel Freude dekorative Kosmetik auch bereiten kann: Wer sich schminkt, kann vieles falsch machen. Etwa, dass zu viel Foundation aufgetragen wird. Oder dass die Augen ungünstig betont werden und einen müde wirken lassen. Und wo trage ich eigentlich Highlighter am besten auf, ohne gleich wie ein Weihnachtsbaum zu funkeln?

Bild: zvg
Dominik Höller ist seit vielen Jahren als Make-up-Artist und Schulungsleiter bei Mac Cosmetics tätig. An Modeevents wie der Pariser Fashion Week wird er regelmässig gebucht und schminkt die Models. Er beantwortet im Folgenden die wichtigsten Fragen, gibt Tipps, beurteilt Trends und räumt mit Make-up-Mythen auf.
Die Tools
Fürs Schminken braucht es Kosmetikpinsel. Das jedenfalls suggeriert uns die Industrie; es gibt Sets mit nahezu 30 Pinseln. Ist das wirklich nötig, oder reichen die Finger, um Foundation, Lidschatten oder Blush aufzutragen?

Bild: Chokniti-Studio/Shutterstock
Dominik Höller:Wer einen hektischen Alltag hat und einen sehr natürlichen Look möchte, für den reichen die Finger. Wenn das Game auf einem höheren Level stattfinden soll, machen Pinsel Sinn. Allerdings sind sieben genug: drei Lidschattenpinsel – einen fluffigen für Verblendungen, einen flachen für Schimmer und tiefere Effekte sowie einen kleinen, feinen Pinsel für Details –, zwei Puderpinsel, einen für die Foundation und einen für den Concealer. Damit ist man in der Lage, unterschiedliche Techniken auszuführen. Wichtig: Die Pinsel müssen regelmässig gereinigt werden, am besten mit einem Brush Cleanser, der tötet Bakterien ab und hält die Härchen stabil.
Welche Tools empfehlen Sie noch?
Ein kleinesFrotteetuch.Damit lassen sich Fehler sanft wegwischen oder Pinsel schnell reinigen. Ist nachhaltiger als mit Wattepads. Auch einkleiner Tellerist nützlich: Darauf lässt sich die Foundation in den Pinsel einarbeiten, die Farbe wird bereits im Pinsel verblendet. So erhält man auf der Haut ein ebenmässiges Ergebnis. Unerlässlich ist für mich ausserdem eineWimpernzange.Bei Männern ist sie sehr beliebt, sie öffnet den Blick sofort.

zvg
Und wer im Badezimmer kein Tageslicht hat, sollte eineLeuchtebesorgen, die natürliches Licht imitiert. Das Problem ist oftmals, dass das Licht von oben kommt, von diesen Röhren, und Schatten im Gesicht erzeugt. Das kann einen negativen Einfluss auf das Schminkergebnis haben.
Der Teint
Wie bekommt man mit Make-up einen möglichst natürlichen Teint hin ohne verräterische Ränder?

Bild: zvg
Da empfehle ich den besagten Teller. Darauf kann man die Foundation mit der Tagespflege und wenig Highlighter mischen. Oder aber man kauft gleich ein hybrides Produkt, das all das beinhaltet, ich empfehle die «Strobe Cream» von Mac Cosmetics. Sie lässt sich gut verteilen, hat einen perligen Schimmer und wirkt wie ein Weichzeichner. Beim Auftragen von Flüssigfoundation empfehle ich einen grossen Puderpinsel, so arbeiten wir an den Fashion Weeks. Damit lässt sich die Farbe richtig in die Haut einarbeiten und an den Rändern verblenden. Generell rate ich dazu, Foundation mit Bedacht anzuwenden; nicht zu viel auf einmal auftragen, sondern in dünnen Schichten arbeiten.
Concealer ist in erster Linie dazu da, dunkle Augenschatten zu kaschieren. Oft wird das Ergebnis allerdings gräulich oder Fältchen werden noch betont. Warum?
Ich trage Concealer immer mit einem Pinsel auf, die Farbe verblendet besser. Und vergessen Sie die Innenseite unten den Brauen neben dem Nasenrücken nicht! Diese Schatten können ein Gesicht müde wirken lassen. Um Trockenheitsfältchen zu vermeiden, sollte vor dem Schminken eine Augencreme aufgetragen werden, die die Haut gut durchfeuchtet. Danach fünf Minuten warten, bevor der Concealer drankommt, sonst verschmiert er.
Ein guter Tipp ist, keinen zu hellen Concealer zu verwenden, sonst werden die Schatten gräulich. Lieber mit einer dunkleren Farbe anfangen, um abzudecken, und danach eine dünne Schicht mit hellerem Ton auftragen.
Highlighter oder schimmernder Puder können einen tollen Glow ins Gesicht zaubern. Allerdings übertreiben es viele damit. Welche Tipps haben Sie hier parat?
Irisierende Produkte sollten immer am Schluss aufgetragen werden. Und zwar, nachdem man das Make-up mit einem Fixierspray versiegelt hat. Ansonsten verteilt sich der Schimmer auf dem ganzen Gesicht. Der Fixierspray sorgt dafür, dass der Schimmer an der Stelle, wo er aufgetragen wurde, kleben bleibt. Weiter sollte man sein Gesicht studieren: Wo befinden sich die Knochen, wo die höchsten Punkte? An diese Stellen wird Highlighter aufgetragen. Also bei den Wangenknochen oder dem Nasenrücken zum Beispiel. Und sonst nirgends. Übertreiben Sie’s nicht.
Ein Trend, was den Teint angeht, ist der Nude Look. Also, dass man ungeschminkt aussieht. Was ist im Moment sonst noch angesagt?
Derzeit liegt der Fokus auf den Wangen. Sie sollen mit Blush schön betont werden, gerne ganz zart in Pastelltönen. Dieser Trend ist aus Südkorea zu uns rübergeschwappt. Hier empfehle ich ein cremiges Produkt, das lässt sich superleicht und auch unterwegs mit den Fingern oder dem Handballen auftragen.
Wie sorge ich dafür, dass das Make-up den ganzen Tag hält und Mascara nicht verklumpt?

Das Wichtigste: Nach der Pflege mindestens fünf Minuten warten, bevor man damit beginnt, sich zu schminken. Die Haut darf nicht zu ölig von der Pflege sein. Ich arbeite neben dem Fixierspray gerne mit einem Primer, nicht nur fürs Gesicht, sondern auch für Augen und Lippen, sogenannte Eye- und Lipbases. Diese trägt man vor dem Schminken auf. Es gibt gelartige, durchsichtige Eyebases, die man auch noch auf die Wimpern auftragen kann. So werden sie schön getrennt und verklumpen weniger.
Die Reihenfolge
Wann sollte welches Produkt aufgetragen werden? Gibt es hier eine Regel?
Als Erstes kommt immer gute Pflege. Für ein schönes Ergebnis sollte sich die Haut per se in einem guten Zustand befinden, dann braucht es automatisch weniger Foundation. Ein absolutes No-Go ist, die Haut nicht richtig zu reinigen. Das ist essenziell, mit der Reinigung werden abgestorbene Hautzellen und -schüppchen entfernt, die sonst mit Make-up sichtbar werden. Ich empfehle «Double Cleansing»: Zuerst mit einem Abschminköl Unreinheiten und Schmutz entfernen und die Haut aufweichen. Als zweiter Schritt macht eine Gesichtsseife die Haut sauber und glatt – so hält das Make-up länger.
Standard beim Auftragen von professionellem Make-up ist, zuerst die Augen zu schminken. Dann folgen Foundation und Concealer und zum Schluss die Lippen und Wimpern. Das muss aber nicht sein. Wer zum Beispiel den Fokus auf die Lippen legen will, kann damit anfangen. Das hat den Vorteil, dass man das restliche Make-up daran anpasst und das Ergebnis harmonisch wirkt.
Augen und Lippen
Eine Regel besagt: Lippen und Augen sollten niemals zusammen stark betont werden. Was sagen Sie dazu?
Das war tatsächlich lange ein No-Go. Wenn man allerdings ein wenig zurückblickt, stellt man fest: In den 1930er-Jahren war der Double Focus – also ein Kussmund und dramatische Augen – total angesagt, ebenso in den 1980ern. Und auch heute ist das nicht verboten, es nennt sich «Maximalist Make-up». Allerdings sollte man sich fragen, ob der Stil zum eigenen Typ passt – und was man mit dem dramatischen Look aussagen möchte.
Schwarz geschminkte Augen, sogenannte Smokey Eyes oder auch Cat Eyes mit flüssigem Eyeliner, sind ein Evergreen. Was sind hier Ihre Tipps?
Vorsicht! Bei Eyeliner kann das Resultat schnell anders wirken als erwartet. Wenn Sie noch nicht so geübt sind, empfehle ich, statt eines schwarzen Eyeliners eine weichere Farbe wie Dunkelbraun oder Anthrazit zu wählen. Diese Töne betonen die Augen sanft und lassen sich leichter auftragen. Und sie verzeihen einen Fehler eher, das Ergebnis wirkt auch nicht so hart bei einem hellen Hautton. Ausserdem ist eine gute Balance zwischen Ober- und Unterlid wichtig: Tragen Sie am unteren Lidrand nicht zu stark auf. Das kann den Blick extrem müde wirken lassen.
Mocha Mousse ist laut Pantone die Farbe des Jahres und ist jetzt in vielen Lidschattenpaletten zu finden. Zu wem passt dieser bräunliche Ton?
Das ist eine gute Nachricht, er passt zu jedem Hauttyp, weil der Ton sowohl Rotpigmente als auch kühlere Pigmente beinhaltet.
Wann sollte Lipliner aufgetragen werden? Vor oder nach dem Lippenstift?

Bild: Adobe Stock
Ich empfehle weniger Geübten, den Lipliner nach dem Lippenstift aufzutragen. So kann man einfach noch gezielt nachziehen und kleine Fehler ausgleichen.
Der allerletzte Tipp
Ich gehe auf Make-up-Shoppingtour. Worauf soll ich achten?
Es ist immer eine gute Idee, sich beim Kauf von Make-up von Experten am Counter beraten zu lassen. Sie können helfen, verschiedene Produkte auszuprobieren und das Beste für Ihren Typ zu finden. Bei Freunden und Freundinnen wäre ich vorsichtig. Natürlich wollen sie immer das Beste für einen. Aber meine Erfahrung zeigt, dass deren Empfehlungen manchmal eher auf ihrem eigenen Geschmack basieren.