Millionenlöhne und Boni bei SBB, Post & Co.: Dieses Konzept ist aus der Zeit gefallen
Als ich im Jahr 2000 meine ersten Artikel über SBB, Post & Co. schrieb, herrschte bei den Bundesbetrieben Aufbruchstimmung. Eben war die PTT in Post und Swisscom aufgespalten und «entstaatlicht» worden. Und die guten alten Bundesbahnen wurden zur «SBB AG». Singular statt Plural.
Der SBB-Chef hiess nicht mehr «Vorsitzender der Geschäftsleitung», sondern CEO, und ich erinnere mich an ein Begehren der Post-Pressestelle (sie nannte sich nun «Unternehmenskommunikation»), man möge die Artikel über die Post doch bitte schön im Wirtschaftsteil und nicht auf den Inlandseiten platzieren. Die Regiebetriebe wollten jetzt richtige Unternehmen sein. Die Chef-Löhne verdoppelten sich im Nu, und Boni wurden eingeführt – im Fall der SBB sogar gegen den Widerstand des damaligen Chefs Benedikt Weibel, dem unwohl wurde bei der ganzen Sache.
Die Empörung über die hohen Managersaläre verebbte irgendwann, und als die CEO-Vergütungen auf über 1 Million (Post, SBB) respektive über 2 Millionen (Swisscom) stiegen, war das Totschlagargument gegen jegliche Kritik: «Schaut euch die Cheflöhne der Banken an, wir sind doch ganz vernünftig!» Diese Logik war schon immer unsinnig, denn man kann es drehen und wenden, wie man will, aber die Betriebe, die ganz oder mehrheitlich dem Bund gehören, stehen nicht gleichermassen im Wettbewerb. Sie haben Teilmonopole oder sonstige Privilegien. Diese sind weniger stark (Swisscom) oder etwas stärker (Post) oder sehr stark ausgeprägt wie bei den hochsubventionierten SBB. Konkurrenz auf dem Schienennetz bleibt eine Schimäre.
Die Idee von vollliberalisierten Bahn-, Post- und Telekommärkten hat sich als Illusion erwiesen, und darum sollte jetzt endlich die Konsequenz daraus gezogen werden: Millionenlöhne und Boni für Staatsbetriebschefs gehören abgeschafft. Spätestens der Fall CS hat gezeigt, wie verheerend es ist, wenn individuelle finanzielle Anreize unternehmerische Entscheide treiben. Ein Fanal war auch der Subventions-Betrug bei Postauto.
Hinzu kommt, dass bei den Bundesbetrieben der Zeitgeist gedreht hat. Die Politik greift wieder stärker in die Unternehmen ein. Die SBB werden zum Instrument des Klimaschutzes, bei Post und Swisscom wird auf die Grundversorgung gepocht. Es ist kaum mehr zu vermitteln, warum die Bundes-CEOs ein Vielfaches eines Bundesrats verdienen sollen.