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Ringier-Chef widerspricht: «‹Blick› hat den Bundesrat immer wieder kritisiert»

Ringier habe früh in der Pandemie beschlossen, diese ernst zu nehmen. Entsprechend habe sich das weltweit tätige Zürcher Verlagshaus auch früh «für Masken, fürs Homeoffice, fürs Testen, Impfen und Boostern» ausgesprochen. Das sagte Marc Walder am Dienstag im Interview mit Radio SRF. Entsprechend habe «die «Blick»-Gruppe die Regierung wegen ausbleibender Massnahmen immer wieder kritisiert – zum Teil sehr hart».

Ähnlich äusserte sich der Ringier-Chef gleichentags auch im Interview mit der NZZ: «Die ‹Blick›-Gruppe hat immer wieder fundamental kritische Artikel über die Pandemiepolitik des Bundesrats publiziert. Ich selbst habe – was eher selten vorkommt – die Landesregierung in zwei Leitartikeln harsch kritisiert.»

Primeurs werden «Blick» zum Verhängnis

Entsprechend vehement weist Marc Walder den Vorwurf zurück, seine Medien hätten die kritische Distanz beispielsweise zum Bundesrat verloren. «Wir reden der Regierung doch nicht nach dem Mund», sagt der Ringier-Chef in der NZZ. Der Vorwurf wird von Massnahmenkritikern schon länger immer wieder aufgeworfen, weil der «Blick» seit Ausbruch der Coronapandemie beispielsweise wiederholt mit sogenannten Primeurs aus dem Umfeld der Regierung aufgefallen ist. Meist handelte es sich dabei um vom Bundesrat oder einzelnen Mitgliedern der Landesregierung vorgeschlagenen Verschärfungen der Schutzmassnahmen.

«Ich kann mir kaum vorstellen, dass der ‹Blick› einen bevorzugten Zugang zu Informationen aus dem Departement des Innern hat oder zu Informationen eines anderen Departementes», sagt Marc Walder nun. Dass es in der Coronapandemie immer wieder zu Indiskretionen komme, von denen die Medien selbstredend profitieren würden, ist laut dem Ringier-Chef «nichts Neues».

«Bis heute sinnvolle Linie»

Gegenüber SRF betont Walder zudem, es gebe keine einseitige Direktive des Verlags an die Redaktion, wie diese in der Coronakrise zu berichten habe. Vielmehr sei «die Einigkeit in der Haltung zu den Massnahmen» in der ‹Blick›-Gruppe «gemeinsam» erarbeitet worden. «Diese Linie wird bis heute als sinnvoll angesehen, um die Krise einigermassen gut zu überstehen», so Marc Walder. Im Einzelfall liege die Hoheit über die Berichterstattung wie auch die Verantwortung jedoch bei den einzelnen Redaktionen.

Und zum Vorwurf, sein Konzern würde von einem Ja am 13. Februar zum Mediengesetz besonders profitieren, sagt der Ringier-Chef: «Wir würden zwischen 5 und 8 Millionen Franken erhalten, das ist im Verhältnis zur Grösse des Konzerns kein substanzieller Beitrag.» Das Medienpaket sei «vor allem für kleinere Verlage existenziell», so Marc Walder. Während die grossen Verlage sich hinter die Vorlage von Bundesrat und Parlament stellen, wurde aus den Reihen der Kleinverlage – insbesondere von neuen Online-Medien – zusammen mit bürgerlichen Parteienvertretern erfolgreich das Referendum ergriffen. Beim Unterschriftensammeln geholfen haben auch die massnahmenkritischen «Freunde der Verfassung».

Brisante Aussage an Online-Veranstaltung

Bei einer Online-Veranstaltung der Schweizerischen Management-Gesellschaft zum Thema Digitalisierung im Februar 2021 wurde Marc Walder aus dem Publikum auch auf die Corona-Berichterstattung der Medien seines Ringier-Verlags angesprochen. Darauf antwortete der Chef des Zürcher Verlagshauses: «Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: ‹Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.›»

An dieser Aussage, sagt der Ringier-Chef in der NZZ, sei «nichts Geheimes dran». Weil dieser jedoch missinterpretiert werden könne, sei er «unglücklich» formuliert.

Diese Aussage von Marc Walder, respektive ein Video mit einer Aufzeichnung der entsprechenden Sequenz des Gesprächs, hatte an Silvester das Online-Portal «Nebelspalter» publik gemacht. Der Autor des Artikels leitet zudem die Kampagne gegen das «Medienpaket», über welches die Schweizer Stimmberechtigten am 13. Februar entscheiden.