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«Zu günstiges Fleisch»: Greenpeace greift im Abstimmungskampf Coop und Migros an

In einem Themenpapier wirft Greenpeace Schweiz den Grossverteilern Migros und Coop vor, zu viel Fleisch zu günstig zu verkaufen. Damit werde der Fleischkonsum hochgehalten. Die Umweltorganisation wirbt damit für ein Ja zur Massentierhaltungsinitiative. 

52 Kilogramm Fleisch konsumiert die Schweizer Bevölkerung pro Kopf und Jahr – zu viel, wie Greenpeace schon lange kritisiert. Die Umweltorganisation unterstützt deshalb die Massentierhaltungsinitiative, über die am 25. September abgestimmt wird. Dabei nimmt sie die Schweizer Detailhändler ins Visier: Alle bisherigen Bestrebungen, den Fleischkonsum zu senken, seien an der Marktmacht der Grossverteiler Migros und Coop gescheitert, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Rechtzeitig zum Abstimmungskampf hat Greenpeace die Kritik in einem neuen Themenpapier aufgearbeitet. Der Vorwurf: Die Grossverteiler nutzten ihre Position im Schweizer Markt dazu, den Konsum von Fleischprodukten aufrechtzuerhalten. Für Greenpeace deutet «einiges» darauf hin. Immerhin profitierten die Grossverteiler als Importeure und Verkäufer von einem hohen Konsum.

Aktionen fast nur für konventionell produziertes Fleisch

Vor allem Aktionen, bei denen es regelmässig günstig Fleisch zu kaufen gibt, sind Greenpeace schon länger ein Dorn im Auge. Sie forderte auch schon mittels Petition ein Werbeverbot für Fleischprodukte. In der Politik war ein solches Werbeverbot respektive der Fleischkonsum ebenfalls schon verschiedentlich Thema.

Für Greenpeace sind Aktionen «ein bewährtes Mittel», um Absatz und Umsatz zu steigern – gerade beim Fleisch. Laut der Organisation gehen 41 Prozent des Fleischumsatzes im Detailhandel auf das Konto von verbilligten Angeboten. Bio-Fleisch werde dabei fast nie in Aktion angeboten.

Die Umweltorganisation vermutet daher, dass die Detailhändler Aktionen nutzen, um Fleisch aus schlechterer Tierhaltung und/oder importiertes Billigfleisch möglichst günstig zu verkaufen. Gleichzeitig würden sie die Zahlungsbereitschaft der Label-Konsumenten ausnutzen, um die Aktionen quer zu finanzieren. Greenpeace spricht im Themenpapier von einer «künstlichen Erhöhung» der Margen auf Labelprodukte.

«Mit ihrer Preispolitik hätten Migros und Coop ein wirkungsvolles Werkzeug, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Ernährung in der Schweiz voranzutreiben», bilanziert Greenpeace. «Stattdessen priorisieren sie ihre Gewinn-Interessen und gewichten diese höher als das allgemeine Interesse an einer zukunftsträchtigen Welt.» Die Initiative biete nun die Chance, die wichtigen Grundsteine für einen nachhaltigen Wandel zu setzen.

Coop: «Unter dem Strich» kein höherer Verdienst mit Labelfleisch

Auf den Vorwurf angesprochen, dass Coop seine Position im Markt nutze, um den Konsum von Fleischprodukten aufrechtzuerhalten, antwortet der Detailhändler ausweichend. «Coop engagiert sich seit vielen Jahren für hohe Tierwohlstandards und ist führend in diesem Bereich», heisst es auf Anfrage.

Der Detailhändler beteuert weiter, dass er «unter dem Strich» an Label-Produkten nicht mehr verdiene als an konventionellen: «Wir setzen uns für faire und marktgerechte Preise ein – sowohl gegenüber den Produzenten wie auch gegenüber unseren Kundinnen und Kunden».

Zudem führt Coop laut eigenen Angaben «deutlich mehr» Aktionen bei Labelfleisch durch als bei konventionellem Fleisch und biete «wöchentlich attraktive Angebote» an. Anstatt direkt zum Vorwurf Stellung zu nehmen, gibt der Detailhändler den Ball an den Konsumenten weiter: «Wir orientieren uns bei den Aktionen im Fleischsortiment an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.»

Migros wollte sich bislang auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen von Greenpeace äussern.