«Kaum Fairness vom Moderator»: Mitte-Präsident Pfister attackiert Sandro Brotz scharf
Alles begann mit einem Twitter-Statement von Arena-Moderator Sandro Brotz. «Wenig überraschend nimmt die SVP unter gütiger Mithilfe von FDP und Gerhard Pfister die SRG ins Visier», schrieb er.
Damit bezog sich Brotz auf zwei Recherchen von CH Media. Eine zeigte auf, dass SVP- und FDP-Vertreter nach der Abstimmung zum Mediengesetz eine Halbierungsinitiative zu den SRG-Gebühren lancieren wollen. Mitte-Präsident Pfister erwähnte er, weil dieser hart kritisiert hatte, dass die acht Mitglieder der SRG-Geschäftsleitung ihre durchschnittlichen variablen Lohnkomponenten in voller Höhe dem Fixlohn zugeschlagen erhalten.
In seinem Statement holte Brotz noch weiter aus: «Wir Programmmacher tun weiter mit Leidenschaft das, was unser Job und der gesetzliche Auftrag vorgibt», schrieb er: «Journalismus, sachgerecht, ausgewogen, kritisch zu allen Parteien.»
Pfister und Brotz liefern sich einen Schlagabtausch
Mitte-Präsident Pfister liess diese Aussagen von Brotz aber nicht einfach stehen. Er reagierte prompt – und auf Twitter entwickelte sich ein scharfer Schlagabtausch:
Pfister: Solchermassen von einem Moderator des öffentlich-rechtlichen Senders Beurteilte werden von diesem kaum Fairness erwarten dürfen in von ihm moderierten Sendungen.
Brotz: Ernsthafte Frage mit der Bitte um eine konkrete Antwort: In welcher SRF-Arena war ich zu Ihnen nicht fair?
Pfister: Genügend oft.
Brotz: Schade haben Sie nach den Sendungen nie etwas gesagt. Eigentlich sind Sie ja für klare Worte bekannt. Nun denn: Ich bin jederzeit für Kritik und ein wenig konkretere Beispiele Ihrerseits offen.
Pfister: Kein Bedarf. Danke.
«Wer die SRG kritisiert, muss damit rechnen, dass er auch kritisiert wird»
Doch weshalb hat Pfister derart scharf reagiert auf Brotz? «Ich reagiere nicht scharf», hält der Mitte-Präsident gegenüber CH Media fest. «Ich kritisierte einen einseitigen Beitrag der ‹Rundschau› in Sachen Kampfjet und die Entscheide des Verwaltungsrats zur Besoldung der Geschäftsführung.»
Daraufhin habe ihm Brotz vorgeworfen, «Beihilfe für die SVP» zu leisten. Pfisters Folgerung: «Wer die SRG kritisiert, muss halt damit rechnen, dass er ebenfalls kritisiert wird. Die SRG ist gut organisiert diesbezüglich.»
Auch FDP-Präsident Thierry Burkart reagierte auf Brotz
Pfister ist nicht der einzige Parteipräsident, der auf den Tweet von Arena-Moderator Brotz reagierte. Auch FDP-Präsident Thierry Burkart meldete sich zu Wort. Er kritisierte die Wortwahl von Brotz.
Wenn er «unter gütiger Mithilfe der FDP» schreibe, suggeriere er, die FDP habe einen Beschluss gefasst, die SRG mit einer Halbierungsinitiative zu attackieren, hielt Burkart fest. Ein derartiger Beschluss sei ihm aber «nicht bewusst», betonte er. «Oder meinst Du FDP-Exponenten? Das ist ein Unterschied.» Burkarts Fazit:« Journalistische Differenziertheit sollte der Leidenschaft nicht weichen müssen, Sandro Brotz.»
Brotz reagierte auch auf Burkarts Äusserungen. «Diese Kritik kann ich annehmen», schrieb der Arena-Moderator. Und fügte hinzu, er sei gespannt, welche Exponenten im überparteilichen Komitee für eine SRG- Halbierungsinitiative dabei seien. «Und wo der Präsident in dieser Frage steht.»
Ein kleiner Seitenhieb auf FDP-Präsident Burkart. Dieser wiederum konterte mit einem Augenzwinkern. Er sei selbst auch gespannt, hielt er fest. «Denn der Präsident wird dort sein, wo die FDP den Beschluss fällt.»
Eine Aussage, die Brotz und die SRG beunruhigen muss. Denn sie lässt vermuten: Es ist nicht ausgeschlossen, dass die FDP eine SRG-Halbierungsinitiative unterstützt.
Nicht auf den Tweet von Sandro Bortz reagiert hat die SVP. Obwohl es SVP-Präsident Marco Chiesa und SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi waren, die pointierte Kritik am politischen Kurs der SRG geäussert hatten.
TV-Chefredaktor von SRF verteidigt Sandro Brotz
Und was sagen SRG und SRF zu Pfisters harter Reaktion auf die Aussagen von Arena-Moderator Brotz? Der Mitte-Präsident hat die SRG in der Vergangenheit immer wieder scharf kritisiert. Doch er hatte auch betont, er unterstütze die SRG-Halbierungsinitiative nicht.
Die SRG, sagt Edi Estermann, Leiter der Medienstelle, wolle dies nicht kommentieren. Tristan Brenn hingegen, der TV-Chefredaktor von SRF, verteidigt den Arena-Moderator.
«Sandro Brotz hat erklärt, was wir als Programmmacher unter Journalismus verstehen, trotz Kritik von politischer Seite an der SRG», sagt Brenn. «Er hat sich sachlich für wichtige publizistische Grundsätze bei SRF ausgesprochen – also Sachgerechtigkeit, Ausgewogenheit und eine kritische Grundhaltung allen Seiten gegenüber.» Genau dafür sei Twitter da, «um auf Augenhöhe zu diskutieren», betont der TV-Chefredaktor. «Auch das ist Service public im digitalen Zeitalter.»