«Sie sind am Leutschenbach mit der Axt durchs Haus»: So lief der Schlagabtausch zwischen der SRF-Direktorin und Kritiker Benini
Hier die oberste SRF-Chefin, da einer der schärfsten Kritiker. Die Affiche am Mittwochabend im Stapferhaus in Lenzburg ist vielversprechend: Nathalie Wappler, SRF-Direktorin, trifft auf Francesco Benini, Autor und Leiter Meinung bei CH Media, zu der auch dieses Newsportal gehört. Benini ist branchenweit bekannt als kritischer SRF-Beobachter. Ob es um eine technische «Pannenserie» oder die Abgänge von profilierten Mitarbeitenden geht, wiederholt stellt er die Frage: Was läuft schief beim SRF?
Eine Frage, der sich Nathalie Wappler in der Diskussion entgegenstellte. Gewappnet mit Worten wie «Transformationsprozess», «neue Formate» oder «Medien-Grundversorgung». Dabei wurde sie von Benini nicht geschont. Etwa mit Aussagen wie dieser, als es um die von Wappler initiierte Neuausrichtung ging:
«Sie kamen an den Leutschenbach und gingen mit der Axt durchs Haus.»
Das liess Wappler nicht auf sich sitzen. Man habe 10 Prozent mehr Mittel in den Bereich Information gesteckt. «Der News-Konsum hat sich auf neue Plattformen verlagert, und dort sind wir präsent.» Immerhin kann SRF etwa auf Instagram 234’000 Follower vorweisen – Zahlen, von denen andere Newsportale nur träumen können.
1,5 Milliarden im Gebührentopf – zu viel oder notwendig?
Als Moderator Hannes Britschgi das Gespräch auf Finanzierung und Service Public-Auftrag lenkte, sparte Benini nicht an Kritik. Die Zahl der Haushalte, welche die Serafe-Gebühr entrichten, steige – die Gebühren müssten endlich auf die lange versprochenen 300 Franken sinken.
Auch die Löhne und Boni der SRF-Kader kritisierte Benini: Es könne nicht sein, dass in einem gebührenfinanzierten Unternehmen solch hohe Boni bezahlt würden – während man in einem Krisenjahr mit sinkenden Quoten, Sparkurs und Entlassungen im Haus stecke.
Erst im September hat der Bundesrat die Konzession um zwei Jahre verlängert. Zugleich entschied die Regierung, dass die Radio- und Fernsehgebühren in den nächsten zwei Jahren nicht sinken sollen. Damit bleibt die Abgabe für Radio und Fernsehen bei 335 Franken pro Haushalt. Dies, obwohl die Gebühr seit Jahren viel Gegenwind erfährt.
Mit der «No-Billag»-Initiative wollten rechtsbürgerliche Kreise die Radio- und Fernsehgebühren 2018 ganz abschaffen. An der Urne scheiterte der Radikalvorschlag aber deutlich. Derzeit sammelt ein breit aufgestelltes Komitee Unterschriften für die Volksinitiative «200 Franken sind genug!». Damit soll die Abgabe auf 200 Franken begrenzt werden. (aka)
Man habe das Lohnsystem umgestellt, erklärte die SRF-Direktorin, und zwar so, dass etwa der Generaldirektor weniger verdiene als früher. Die Gebühreneinnahmen verteidigte Wappler mit einem flammenden Votum für den Service Public: Mit privaten Geldern lasse sich eine Grundversorgung der Medien nicht finanzieren – schon gar nicht in vier Landessprachen.
Es gehe auch um ein Kultur- und Bildungsangebot. Wappler warnte davor, beim Service Public abzubauen:
«Wenn die Grundversorgung der Medien wegfällt, wird sie niemals wieder aufgebaut. Dann ist sie einfach weg.»
Bei der ewigen Frage, was Service Public beinhalten muss, war für Benini klar: «Es braucht Information und Kultur, aber weniger Unterhaltung.» Wappler dagegen begrüsste die immer wieder aufflammende Diskussion darüber. Was Service Public ist, müsse immer wieder von neuem definiert werden. Denn er ändere sich mit der Gesellschaft.