Tiefschwarze Zahlen bei der TX Group
Krise schien gestern. Der Zürcher Medienkonzern TX Group weist für das vergangene Jahr einen Gewinn von 833 Millionen Franken aus. Der Grossteil davon (779 Millionen) beruht zwar auf einem Buchgewinn aus der Fusion der Online-Marktplätze mit jenen des Ringier-Konzerns zur Swiss Marketplace Group (SMG). Doch auch ohne diesen Sonderfaktor ist von den düsteren Aussichten des Vorjahres kaum etwas geblieben.
Rund 78 Millionen Franken werden als Dividenden ausbezahlt, davon über 50 Millionen Franken an die Verlegerfamilie. Um diesen Geldsegen nicht zu verzögern, zahlt die TX Group die rund drei Millionen Franken zurück, die sie vom Bund als Covid-Nothilfe erhalten hat.
Auch die Zeitungen sind profitabel
Verleger Pietro Supino ist zwar weiterhin der Ansicht, die TX Group hätte sowohl Bundesgeld erhalten als auch Dividenden auszahlen dürfen. Doch auf einen Rechtsstreit mit dem Bundesamt für Kommunikation, das dies in einem Merkblatt unzweideutig verneint hatte, wollte er sich nicht einlassen. Es sei dies nun «eine freiwillige Rückzahlung», sagt Supino, «angesichts des guten Geschäftsjahres».
Selbst das Printgeschäft erzielte bei der TX Group wieder eine Gewinnmarge von vier Prozent. Die im Geschäftsbereich Tamedia zusammengefassten Zeitungen («Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung», «Berner Zeitung»/«Bund» etc.) verzeichnete nur einen leichten Rückgang beim Abo- und Einzelverkauf, dafür stieg der Werbeumsatz wieder an. Aufgrund eines Preiszerfalls beim Papier sank zudem der als Einnahmen verbuchte Druckumsatz.
Am Sparprogramm wird nicht gerüttelt
Weniger Ertrag hat die Tamedia allerdings «überkompensiert», wie es im Geschäftsbericht heisst. Tamedia-Chef Marco Boselli machte denn auch klar, dass am angekündigten Programm, innerhalb der Tamedia 70 Millionen Franken an Kosten zu streichen, nicht gerüttelt werde. Mit der Zusammenlegung der Redaktionen in Bern und für die Zürcher Landzeitungen sind dafür die wesentlichen Pflöcke eingeschlagen.
Das Sparprogramm sei notwendig, da die Digitalabos eben eine tiefere Wertschöpfung hätten als traditionelle Printabos, sagt Boselli. Die mittlerweile 147000 Digitalabos bringen denn auch lediglich 11 Prozent des Umsatzes aus dem Abo- und Einzelverkauf. Das Ziel sei, sich langfristig über den Verkauf digitaler Abonnements zu finanzieren, «ohne die gedruckte Zeitung zu vernachlässigen».
Die Sonderdividende für das laufende Jahr ist bereits gesichert
Über die aktuellen Perspektiven verlor Supino, der gleichzeitig Präsident des Verlegerverbandes ist, an der Medienkonferenz keine Worte. Immerhin herrscht Krieg in Europa, der Papierpreis ist wieder in die Höhe geschossen und die TX Group kann für das laufende Jahr keine Kurzarbeitsentschädigung mehr erwarten (2021: 7 Mio.).
Die Aktionäre müssen sich dazu allerdings keine Sorgen machen. Der Aktienkurs hat sich gegenüber Vorjahr verdoppelt. Und für das kommende Jahr ist aufgrund des SMG-Deals nochmals eine Sonderdividende in Höhe von 4.20 Franken pro Aktie bereits gesichert.