Wie böse ist personalisierte Werbung?
Und es geht doch! All jene, die der Überzeugung waren, Tech-Riesen könne man nicht regulieren, wurden diese Woche eines Besseren belehrt. Die EU hat zugeschlagen. Meta darf in Europa auf Facebook und Instagram keine personalisierte Werbung mehr schalten. Mark Zuckerberg ist sauer. Es geht ums Geschäftsmodell, die neue Richtlinie zielt ins Mark des Unternehmens.
Die Journalisten jubeln. Und sie fragen sich hierzulande, ob auch «die Schweiz davon profitieren wird». Ausnahmen für das gallische EU-Verweigerer-Dorf sind so gut wie ausgeschlossen. Die Frage ist allerdings, wie sehr profitieren die Nutzerinnen und Nutzer wirklich? Personalisierung ist nicht per se böse, sofern die Datenrichtlinien greifen. Wenn ich schon von Werbung berieselt werde, dann lieber von solcher, die mich interessiert.
Tatsächlich verhält es sich aber mit der personalisierten Werbung so: Seit Wochen wird mir das Buch «The Age of AI» von Henry Kissinger vorgeschlagen, das ich längst gekauft und gelesen habe, und ein traumhaft schönes Hotel, das ich längst gebucht und besucht habe. So ausgefuchst sind also die mit künstlicher Intelligenz optimierten Personalisierungs-Algorithmen gar nicht.
Ich schliesse daraus zweierlei: Vielleicht ist für Meta ohne gezielte Werbung der Streuverlust gar nicht viel grösser. Und auch die künstliche Intelligenz scheint noch nicht so weit zu sein, dass der Regulierungszug schon abgefahren wäre.