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Meine Fresse! – Mister Trump kämpft für sein Gesicht und verbietet sein Bild

Das neuste Hassobjekt des amtierenden US-Präsidenten ist er selbst. Was er am Ende gewinnt, ist fraglich. Im Capitol von Colorado fehlt jedenfalls plötzlich sein Porträt.

Putin zeigt nackte Brust, Mister Trump sein Gesicht. Man kann es perfekt fotografisch inszenieren: Ein polizeilicher Mugshot, Beleuchtung von unten, ein schussfester Clint Eastwood-Blick nach rechts oben, fertig ist das Herrscherporträt. Hinterm Haupt vielleicht noch eine Aura, und aus dem König wird ein Märtyrer. Mister Trump, simply the best.

Truly the worst, wahrhaftig das Schlechteste, hing nun offensichtlich im Capitol von Colorado: Trump in Form eines Kastenbrotes. Kantige Langeweile mit einem Schuss Doofheit im Blick. Neuerdings hasst Mister Trump dieses Gesicht, es muss weg.

Auf seinem eigenen Online-Kanal Truth Social gibt der Präsident den Kunstkritiker und erklärt die Gründe: «Truly the worst», sei sein Bild. Absichtlich verzerrt, eine Verschwörung! Colorado stimmte im November gegen ihn und für Kamal Harris. Oder wars die Demenz der englischen Malerin Sarah Boardman, die ihn so festhielt? «Sie muss ihr Talent verloren haben, als sie älter wurde», schreibt Trump (78).

Amerikas Präsident mag sein Aussehen nicht. Ja, was wäre denn an diesem? Abgesehen vom allseits Bekannten, den Hamsterbäckchen, dem Fleischkäse-Teint, der Frisur wie eine Eieromelette. Ist das denn so schlimm?

Sechs Jahre lang hingen die Bäckchen mit Föhnfrisur im Regierungsgebäude von Colorado. Eine Spur langweiliger als in echt möglicherweise, eine Prise stumpfsinniger vielleicht auch. Der Schinken war da, in schönster Seelenruhe, ein Motiv für Hunderte Selfies am Tag und in bestem nachbarschaftlichen Einvernehmen mit Barack Obama. Amerikanische Herrscher in Öl, man kennt die Tradition.

Das Obama-Porträt erhält von Trump Lob.  «Er sieht wunderbar aus». Seinen eigenen Schinken von der gleichen Malerin findet er «verzerrt».
Bild: AP Photo/David Zalubowski)

Beide Herren wurden von Sarah Boardman gemalt, die sich in Deutschland an «Alten Meistern» schulte. Für die Arbeit am alten Trump erhielt sie 10’000 republikanische Dollar. Wie viel die Demokraten zuvor für Obama löhnten, weiss man nicht, doch klar ist: Ihr Präsident lugt entschieden ansehnlicher aus dem Goldrahmen.

Nun ist Trump in Öl verschwunden. Abgehängt auf Druck des Porträtierten. Lediglich zwei Nägel erinnern an ihn und eine Leerstelle mit seinem Namen: Der Präsident hat den Gazastreifen noch nicht gewonnen, immerhin aber die Schlacht um sein Gesicht.

Das ist, was seit dem 25. März im Capitol von Trump übrig ist: Ein weisser Fleck. Noch ist unklar, ob und welcher Ersatz ihn wieder ausfüllen wird.
Bild: AP Photo/David Zalubowski)