
Dringend gesucht: Ein Jäger für Marco Odermatt
Den vierten Sieg im Gesamtweltcup in Folge wird Marco Odermatt niemand mehr nehmen. Zwar könnten ihn Henrik Kristoffersen und Loïc Meillard theoretisch noch abfangen. Doch dafür müssten sie am Weltcupfinale Ende März in den USA zu Siegern mutieren in Disziplinen, die sie sonst gar nicht fahren, und zusätzlich auch in all ihren noch geplanten Rennen – bei Kristoffersen sind es vier, bei Meillard sechs – triumphieren.
Es ist aussichtslos. Schon acht Rennen vor Saisonende steht der Gesamtsieger fest. Oder erst acht Rennen vor Schluss? Punktemässig wird Odermatt aller Voraussicht nach nicht an seine Marken aus den zwei vorhergehenden Saisons herankommen. Das hat einen Grund: Der Nidwaldner fährt nicht mehr überirdisch. Er ist angreifbar geworden. Man denke zum Beispiel an seine Ausfälle im Riesenslalom zu Beginn des Winters. Und auch sein Fahrstil ist nicht mehr ganz so dominant. Odermatt macht einige Fehler mehr, rudert öfter mit den Armen.
Dass der 27-Jährige trotzdem locker den Gesamtweltcup gewinnt, spricht für seine Klasse. Aber nicht für seine Konkurrenz. Odermatt hat die Türe lange einen Spalt breit offen gelassen. Doch keiner konnte eintreten. Weil kein anderer in drei Disziplinen um Siege fahren kann. Das ist gut für Odermatt, aber schlecht für den internationalen Skisport. Selbst Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann sagte im Interview mit dieser Zeitung:«Es gibt nichts Schlimmeres als Dominanz.»Darum braucht es dringend einen Jäger für Odermatt. Auch seine Gesamtsiege machen mehr Spass, wenn es spannender wird.