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Am Telefon zum Titel coachen? ZSC-Trainer Marc Crawford tritt per sofort ab

Kurz vor dem Jahreswechsel kommt es in der National League zu einem bemerkenswerten Trainerwechsel. Marc Crawford verlässt den Meister ZSC Lions aus gesundheitlichen Gründen. Für ihn übernimmt Marco Bayer vom Farmteam GCK Lions. Was das nicht nur für den ZSC bedeutet, sondern auch für Bayer.

Der doppelte Meistertrainer Marc Crawford verlässt die ZSC Lions per sofort. Der 63-jährige Kanadier begründet diesen Schritt in einer offiziellen Erklärung so: «In den letzten Monaten habe ich intensive Therapie in Anspruch genommen, um die Gründe meiner mentalen Gesundheit zu verstehen. Dieser Prozess war sowohl herausfordernd als auch aufschlussreich – für mich als Coach, Ehemann, Vater, werdender Grossvater und schliesslich als Mensch.»

Der Rücktritt kommt für Sportchef Sven Leuenberger überraschend. Geplant war ein Entscheid über die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit eigentlich erst per Ende Saison.

Marc Crawford ist eine charismatische Persönlichkeit und ein grosser Name. Sein Nachfolger Marco Bayer verteidigte zwar in der höchsten Liga in über 700 Spielen für Chur, den ZSC, Kloten, Ambri, die Lakers, Davos und Langnau. Er war Assistent und Sportchef in Langnau, U20-Nationalcoach und zuletzt Cheftrainer des ZSC-Farmteams GCK Lions. Trotzdem ist er im Vergleich zu Marc Crawford ein kleiner Name. In der Regel hat ein Trainer mit einem kleinen Namen grösste Schwierigkeiten, ein Team mit vielen grossen Namen zu coachen.

In diesem Fall könnte es trotzdem funktionieren. Um es salopp und etwas respektlos zu formulieren: Bayer kann die ZSC Lions am Telefon zur Titelverteidigung coachen. Sven Leuenberger sagt über die Situation: «Marco Bayer kommt in ein sehr gutes Coachingteam und es ist nicht notwendig, ein neues Spielsystem einzuführen. Es stehen 25 Spiele in 60 Tagen bevor, ein Systemwechsel wäre gar nicht möglich.»

Rob Cookson sei über die Jahre als Vertrauter von Marc Crawford mehr als einfach ein Assistent gewesen. Der Kanadier wird nun Associate Coach von Bayer. Es ist die Bezeichnung für einen Assistenten, der in jeder Beziehung auf Augenhöhe mit dem Cheftrainer steht. Der Kanadier werde weiterhin den ganzen taktischen Bereich verantworten und damit Beständigkeit garantieren, wie Leuenberger präzisiert.

Marco Bayer (rechts), hier als Assistenz von Nationaltrainer Patrick Fischer, übernimmt bei den ZSC Lions.
Pascal Muller/Freshfocus

Noch nie hatte ein Schweizer Trainer beim Amtsantritt bessere Voraussetzungen und darüber hinaus auch das ultimative Vertrauen des Sportchefs. Leuenberger legt Wert auf eine Feststellung: «Marco Bayer ist nicht unser Interimstrainer. Er ist unser Trainer bis Ende Saison.» Dann werde entschieden, ob er auch nächste Saison an der Bande stehen wird.

Womit wir zur Feststellung kommen, es sei möglich, die ZSC Lions am Telefon zur Titelverteidigung zu coachen: Der neue Trainer kann in einem funktionierenden Umfeld eine Mannschaft übernehmen, die in jeder Beziehung funktioniert. Es ist die Chance des Lebens für Bayer und wenn er sie nicht packen kann, dann gibt es keine Ausreden.

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