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Migros verkauft Bikeworld: Dieser Berner Velohändler rettet die Mehrheit der Filialen

Nach Melectronics und SportX stösst die Migros ihre Velo-Läden des Formats Bikeworld ab. Für eine Mehrheit der Standorte konnte eine Nachfolgelösung gefunden werden. Das verschiebt die Gewichte im Schweizer Velomarkt.

Die Migros kommt beim Verkauf ihrer Fachmärkte voran: Nachdem sie im Juni bekannt gegeben hatte, dass 20 von 37 Filialen der Elektronik-Kette Melectronicsan den Konkurrenten Media Markt verkauft werden, folgte im Juli die Ankündigung, dass 27 der 49 Läden des Migros-Sporthändlers SportXan die Dosenbach-Ochsner-Gruppe gehen. Diese wird die Mehrheit davon als Ochsner-Sport-Filiale weiterbetreiben und einige wenige als Dosenbach-Läden. Die restlichen SportX- und Melectronics-Läden werden geschlossen.

Nun folgt der nächste Schritt im Ausverkaufs-Prozess: Die Migros hat einen Käufer für eine Mehrheit der Filialen ihres Velohändler Bikeworld gefunden. Der Berner Anbieter Thömus wird 12 von zuletzt 16 Filialen inklusive deren Mitarbeitenden übernehmen. Die Filialen werden umgestaltet und unter dem Namen «Thömus Bike World» am 1. März 2025 neu eröffnet, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.

Der CEO der Migros Fachmarkt AG, Peter Schmid, wird damit zitiert, dass die Migros «sehr glücklich darüber» sei, den grössten Teil der Filialen in «erfahrene, velobegeisterte Hände aus der Schweiz» legen zu können. Im Februar hatte die Migros bekannt gegeben,dass sie sich stärker auf ihr Kerngeschäft, die Supermärkte, fokussieren will. Dort hatte sie zuletzt Marktanteile verloren.

Die Fachmärkte SportX, Bikeworld, Melectronics, Micasa, Do it + Garden, der Industriebetrieb Mibelle sowie der Reiseanbieter Hotelplan würden verkauft, womit etwa 1500 Stellen wegfallen, hiess es damals. Für Hotelplan und Mibelle wurden bisher noch keine Käufer kommuniziert, die Verkaufsprozesse für Micasa und Do it + Garden sind laut der Migros im Gang.

Vier Filialen werden dichtgemacht

Wie schon beim Melectronics- und SportX-Verkauf wird es auch im Fall Bikeworld zu Filialschliessungen kommen. Von Thömus übernommen werden die Standorte Affoltern am Albis ZH, Au Wädenswil ZH, Baden AG, Ebikon LU, Muri BE, Payerne VD, Pratteln BL, Romanel-sur-Lausanne VD, Schlieren ZH, St. Gallen, Volketswil ZH und Zuchwil SO. Dichtgemacht werden die Filialen Gland VD, Hinwil ZH, Vernier GE und Winterthur ZH.

Den Mitarbeitenden in den betroffenen Filialen mache Thömus aber ein gleichwertiges Anstellungsangebot, heisst es in der Mitteilung. Zudem stelle die Firma künftig die Garantiearbeiten an allen bei Bikeworld erworbenen Velos sicher. Allerdings werden durch den Verkauf von Bikeworld bei der Migros Fachmarkt AG 12 Stellen abgebaut. Das soll bis Ende April 2025 geschehen.

Mit der Übernahme erhalte Thömus eingespielte Vertriebskanäle und könne ein fast landesweites Netz aufbauen, heisst es in der Mitteilung. Zum Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. In den neu eröffneten Filialen wird es gemäss Mitteilung nicht nur Thömus-Velos geben, sondern auch solche anderer Marken sowie Textil- und Zubehörartikel.

Auch Coop und Decathlon mischen mit

Thömus betreibt derzeit acht Läden in der Deutschschweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Mit der Bikeworld-Übernahme gelingt der Berner Firma ein grosser Wachstumssprung. Das Unternehmen wurde 1991 von Thomas Binggeli gegründet und produziert seit 1998 eigene Velos. Das wichtigste Produkt waren zunächst Mountainbikes, bevor die Firma 2009 die «Stromer»-Elektrovelos auf den Markt brachte. Vor kurzem ging das Spin-Off «Twinner» an den Start, das schnelle E-Bikes entwickelt. Günstig sind diese nicht: Das erste Modell wird zurzeit in einem «Launchpaket» für knapp 15’000 Franken verkauft.

Binggeli ist nicht nur im Veloverkauf, sondern auch im Veloverleih tätig: Vor knapp zwei Jahren kaufte er zusammen mit CEO Markus Bacher und IT-Unternehmer Guido Honegger der Post den Anbieter Publibike ab, der in mehreren Schweizer Städten aktiv ist.

Der Umsatz von Thömus wurde zuletzt auf etwa 20 Millionen Franken geschätzt. Die Firma beschäftigt 140 Mitarbeitende. In Sachen Standorte überholt der Anbieter dank dem Bikeworld-Deal die Zürcher Kette Veloplus, die mit derzeit elf Filialen laut Zahlen des Marktforschers GFK im Jahr 2023 knapp 50 Millionen Franken Umsatz erzielte.

Zu den grossen Velo-Verkäufern in der Schweiz zählen daneben Ochsner Sport, die Coop-Tochter Jumbo sowie der französische Sporthändler Decathlon. Auf mittlerweile fünf Filialen schafft es ausserdem der Anbieter Trophy Bike aus Givisiez FR. Im Luxusbereich unterwegs ist die italienische Kette Pinarello, die demnächst ihren ersten eigenen Laden in Zürich eröffnen will.