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Kunsthaus Zürich gibt Fehler zu: «Nicht ausreichend auf die neue Realität eines doppelt so grossen Hauses vorbereitet»

Das grösste Museum der Schweiz schreibt tiefrote Zahlen. Dies machten Medien gestern publik. Nun nimmt das Kunsthaus Zürich Stellung. 

Philipp Hildebrand, seit 2022 Präsident des Trägervereins, ist unmissverständlich: «Das Kunsthaus Zürich war offenbar nicht ausreichend auf die Konsequenzen der Erweiterung und die neue Realität eines doppelt so grossen Hauses vorbereitet.» Mit diesem Schuldeingeständnis reagiert er auf die Hiobsbotschaft, welche die Medien gestern in Umlauf gebracht hatten: Das Museum ist de facto pleite. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Verlust von 1,58 Millionen Franken, bestätigt wird dies im Jahresbericht 2023.

Im Statement des Museums werden nun die Gründe für die finanzielle Schieflage aus Innensicht genannt: Das Defizit sei primär strukturell bedingt und eine Folge der Erweiterung. 2021 habe sich die Ausstellungsfläche mit dem Chipperfield-Bau fast verdoppelt. Das habe zu einem höheren Personalaufwand im Bereich Besucherservice und Sicherheit geführt sowie höhere Fix- und Nebenkosten verursacht. «Diese zwangsläufig höheren Betriebskosten wurden anlässlich der Erweiterung nicht ausreichend antizipiert», erklärt nun das Museum. Ein damals vorgesehener und für den wirtschaftlichen Betrieb notwendiger dritter Hauptsponsor konnte vor der Eröffnung ebenso wenig gewonnen werden. Einen dritten Partner zu finden, bleibe aber eine wichtige Zielsetzung.

Bis 2028 wolle man das Defizit ausgleichen, erklärt Hildebrand. Das Kunsthaus finanziert sich je zur Hälfte über eigene Einnahmen und über öffentliche Mittel. Ein neues Subventionsgesuch will man der Stadt im Sommer vorlegen. Indes fällt eine Zeile in der Mitteilung auf. Die Kunstgesellschaft verfüge trotz negativem Vereinsvermögen über substanzielle stille Reserven, so das Kunsthaus: «Alleine die nicht bilanzierten Kunstankäufe seit 2012 betragen rund CHF 13000000.»

Ist dies ein übersehener Topf? Bei Ankäufen handelt es sich um Werke, die in die Sammlung integriert sind. Darauf, ob diese veräussert werden könnten, um die Vereinsfinanzen zu sanieren, verweist das Kunsthaus auf die Richtlinien des internationalen Museumsverbandes. Dieser schliesst einen Bilderverkauf zugunsten der Kosten der Museumsverwaltung oder Instandhaltung aus. Sparen will das Kunsthaus zunächst auf Kosten des Publikums. Eintrittspreise und private Vermittlungsangebote sollen teurer werden.