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Minus fünf Prozent: Ikea erzielt weniger Umsatz wegen der Büro-Rückkehr – aber auch aus einem weiteren Grund

Der schwedische Möbelhändler verkaufte während der Pandemie deutlich mehr. Nun sind die Umsätze aber geschrumpft. Ein neues Verkaufskonzept soll helfen, dies zu ändern. 

Ein höhenverstellbarer Tisch, ein bequemerer Sessel, ein schöneres Büchergestell: Die Nachfrage nach solchen Produkten war insbesondere im vergangenen Coronajahr gross. Denn mit dem ständigen Zuhausebleiben stiegen die Ansprüche für das eigene Homeoffice. Das spürte der schwedische Möbelriese Ikea, der 2021 einen neuen Rekordumsatz in der Schweiz verbuchen konnte.

Jessica Anderen ist Chefin von Ikea Schweiz.
zvg

Doch im Geschäftsjahr 2022, das für Ikea buchhalterisch im August endete, resultierte mit 1,164 Milliarden Franken ein Umsatzminus von fünf Prozent. Dieser Einbruch sei nicht völlig überraschend gekommen, sagt Länderchefin Jessica Anderen im Rahmen eines Mediengesprächs in Zürich: «Wir wussten, dass mit den Öffnungen nach den Lockdowns und den zunehmenden Reisemöglichkeiten die Nachfrage nach Heimeinrichtungen abnehmen würde.»

Lieferprobleme mit Folgen

Allerdings macht Anderen noch einen anderen Grund für den Umsatzrückgang verantwortlich: die Probleme in der weltweiten Lieferketten. Ohne diese hätte das Minus wohl möglich nur zwei Prozent betragen. «Unter anderem fehlten uns zum Beispiel Komponenten für unser Pax-Garderobensystem», sagt Anderen. Bereits im Juni hatte die Schwedin in einem Interview mit CH Media darauf hingewiesen, dass in Asien die strengen Covid-Lockdowns die Produktion von elektrischen und metallenen Zubehörteilen verzögert haben.

Ikea hat die Preise von 100 Produkten gesenkt – von deutlich mehr Artikeln allerdings erhöht. 
Chris Iseli / MAN

Damals sagte Anderen zudem, dass Ikea in der Schweiz bei rund der Hälfte der knapp 10’000 Artikel Preiserhöhungen vornehmen musste, weil die Kosten für Rohmaterial, Produktion oder Transport gestiegen waren. Bei der Präsentation der Jahreszahlen spricht Anderen allerdings lieber über Preissenkungen, die man bei 100 Artikeln vorgenommen habe: «Das Portemonnaie vieler Leute ist dünn, die Zahl der Working Poor hat in der Pandemie zugenommen.» Mit den vergünstigten Preisen wolle man sicherstellen, dass Ikea-Möbel für sie weiterhin erschwinglich seien.

Nicht mehr die Nummer eins im Land

Allerdings geht es für den Konzern auch darum, den Abstand gegenüber der neuen Nummer eins in der Schweiz wieder zu verkleinern. Denn die österreichische XXXLutz-Gruppe hat die Schweden mit neuen Filialen und Übernahmen von Ketten wie Lipo und Pfister umsatzmässig überholt.

Ikea wagt sich in die Schweizer Innenstädte vor.
Christian Beutler / KEYSTONE

Wachsen will Ikea unter anderem mit einem zehnten Möbelhaus in Riddes (VS), aber auch mit einem neuen Filialkonzept, wie es in Chur bereits existiert und am Montag in Zürich nahe der Bahnhofstrasse eröffnet wurde. Dabei handelt es sich um ein kleines Planungsstudio, in dem die Kundschaft bei der Einrichtung ihrer Küche oder ihres Schlafzimmers beraten wird (CH Media berichtete).

Weitere Minifilialen geplant

Anderen hat angekündigt, dass sie sich künftig fünf solche Filialen in der Schweiz vorstellen kann. Diese sind allerdings nicht für die Agglomeration vorgesehen, so wie die bekannten Ikea-Möbelhäuser, sondern an zentraler Lage in den Innenstädten. Viele Leute hätten kein Auto oder seien noch nie in einem Ikea-Geschäft gewesen, sagt Anderen. Das neue Konzept namens «Plan and Order Point» solle diese Lücke schliessen.