Vorwurf sexuelle Belästigung: Bühnen Bern entlässt umstrittenen Probenleiter
Ein #MeToo-Skandal bei Bühnen Bern hat erste Konsequenzen: «Ein Mitarbeiter des Balletts arbeitet heute nicht mehr bei uns», teilt das Viersparten-Haus am Dienstag, ohne jedoch konkreter zu werden. Damit reagiert die Leitung von Bühnen Bern auf Ergebnisse erster Abklärungen zum Missbrauchsvorwurf gegen einen Probenleiter des angegliederten Ballett-Ensembles, wie am Montag zuerst das Berner Onlinemagazin «Hauptstadt» berichtete.
Bühnen Bern habe damit «bereits jetzt eine personalrechtliche Massnahme getroffen», schreibt das Kultur-Unternehmen. Und weiter heisst es, die entsprechende Info werde «aufgrund des grossen Medieninteresses» schon vor Abschluss der eigentlichen Untersuchung bekannt gegeben.
Bereits im Frühling 2021 dispensiert
Im September hatten ehemalige Mitglieder des Tanzensembles in einem Bericht in der Schweiz-Ausgabe der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» schwere Vorwürfe gegen einen Probenleiter erhoben. Die Rede ist von anzüglichen Kommentaren und unangemessenen Berührungen durch den Vorgesetzten. Wer auf die Avancen nicht reagiert habe, sei mit beruflichen Nachteilen konfrontiert gewesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
In einer daraufhin eilig anberaumten Pressekonferenz zeigte sich Intendant Florian Scholz einerseits bestürzt über die in dem Artikel publik gemachte Indiskretion. Bühnen Bern habe schon 2021 auf entsprechende Beschwerdebriefe reagiert und auch eine externe juristische Abklärung angeordnet, teilte er mit. In dieser sei verbaler Missbrauch zwar konstatiert worden, nicht aber körperliche Übergriffe. Der betroffene Probenleiter sei deshalb im Frühling 2021 auch vorübergehend dispensiert worden.
Entlassener Probenleiter wartet auf Begründung
Andererseits kündigte Scholz an, umgehend eine neue Untersuchung zu eröffnen. Sollten sich die Gerüchte erhärten, würden personalrechtliche Konsequenzen gezogen, so die Ankündigung. Dies ist nun eingetreten. Die «Hauptstadt» zitiert den entlassenen Probenleiter mit den Worten, dass er inzwischen zwar um eine Begründung für die fristlose Kündigung gebeten, Bühnen Bern bisher jedoch nicht auf sein Schreiben geantwortet habe.
Die Aufarbeitung der Ereignisse ist mit der Entlassung laut Bühnen Bern aber noch nicht beendet, schreibt das Kulturunternehmen in der Mitteilung vom Dienstag weiter: «Wir befinden uns in einem intensiven Prozess der Klärung, bei welchem wir auch externe Unterstützung miteinbeziehen.» Im Zentrum stehe ein sicheres und gewaltfreies Arbeitsklima für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (wap/sat)